Orts- und Autowechsel, Co-op und Beach & Drums

Freitag, 14.11.2014

Unsere fünf Wochen hier in Sarasota gehen zu Ende, und mit ihnen der Zeitraum, den wir uns für die Wohnungssuche gegeben haben. Die Buchung für unser Apartment im Sienna Park läuft morgen ab, und dann ziehen wir weiter: Gen Süden nach Fort Myers Beach

Den Aufenthalt dort haben wir bereits von hier aus reserviert, denn schöne Orte sind schnell ausgebucht, wenn man Langzeit-Urlaub machen will, ohne ständig das Hotel wechseln zu müssen. Wir kennen es bereits von früheren Urlauben (@Margret und Horst: Wir wohnen im Best Western Beach Hotel neben dem Pink Shell, in dem wir damals gemeinsam waren) und wollen zwei Monate dort bleiben.

Als I-Tüpfelchen haben wir gestern beim Mietwagenverleih für nur knapp vier Euro Aufpreis pro Tag unseren bisherigen Ford Focus gegen einen Ford Mustang Cabriolet eingetauscht. Eigentlich wollten wir nur den Mietzeitraum für den Focus verlängern, aber Jim, der freundliche Herr von Alamo, bekam beim Ausfüllen der Formulare mit, mit welcher Begeisterung Werner die Fotos der Mietwagenangebote, insbesondere des Ford Mustangs, betrachtete. Es entspann sich eine kleine Unterhaltung, und Jim meinte mit einem verschmitzten Lächeln, er habe zufällig gerade einen Ford Mustang da, und für so nette Germans und so einen langen Buchungszeitraum könne er einen ordentlichen Rabatt gewähren (Natürlich vor allem wegen des langen Zeitraums, aber es zaubert einem ein kleines Lächeln auf's Gesicht, wenn ein Dienstleister nicht nur seine Arbeit tut, sondern sich ins Zeug legt und dabei noch ein freundliches Wort, eine kleine Schmeichelei auf Lager hat).

Was die Condo-Suche betrifft, so schaue ich zwar dann und wann noch nach Angeboten, allerdings eher halbherzig. Auf dem Markt tut sich nach wie vor wenig. Vor einigen Tagen entdeckten wir ein Co-op-Angebot. Eine Co-op ist eine Art Genossenschaft. Man kauft Anteile und bekommt dafür das Wohnrecht. Die Sache machte uns neugierig, also fuhren wir hin, um uns erst einmal die Umgebung und das Objekt von außen anzusehen. Die Umgebung erwies sich als gerade mal knapp mittelmäßig. Die Anlage selbst präsentierte sich in keinem guten Zustand, es gab nur wenige Grünflächen. An vielen Häusern bröckelte der Backstein, das Holz war ausbesserungsbedürftig und benötigte dringend einen Anstrich. Der Gebäudekomplex, in dem das zum Verkauf stehende Condo lag, war ein wenig besser in Schuss. Von vorn machte es einen ganz netten Eindruck

Co-op-Condo

Nach hinten 'raus führte nur eine Tür von der Küche ins Freie, sonst gab es gar nichts, wo man hätte sitzen können, nicht mal eine Mini-Terrasse. Leider gibt es davon kein Foto, denn ich habe die Flucht angetreten, nachdem Werner ein paar Türen weiter an einem Treppenaufgang Kleidung gesichtet hatte, die dort offensichtlich zum Trocknen in der Sonne hing. Sie baumelte nicht mal an einer "ordentlichen" Wäscheleine, sondern an einem Strick. Wenn man in einer Umgebung lebt, in der man fünf Wochen lang nirgendwo im Wind flatternde Wäsche gesichtet hat, und wenn man weiß, dass das für die Amerikaner ein absolutes "Das-gehört-sich-nicht" ist, dann kommt es einem schon selbst ganz merkwürdig verkehrt vor. Und es lässt darauf schließen, dass die Leute, die dort leben, vermutlich ziemlich, nun ja, nachlässig sind. Wir hatten jedenfalls genug gesehen.

Wir haben noch gar nicht berichtet, dass sich schon seit mittlerweile 17 Jahren jeden Sonntagabend etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang auf dem Siesta Key Beach ein gutes Dutzend Trommler trifft. Jung und Alt, Nachbarn und Urlauber kommen zusammen, lassen sich auf Klappstühlen nieder, spielen Ball oder wandern am Strand entlang. Manche lassen Hula-Hopp-Reifen kreisen oder versuchen sich an akrobatischen Darbietungen, andere tanzen und wiegen sich barfuß im Puderzuckersand zum Rhythmus der Trommeln, der über allem liegt, während die Sonne über dem Meer untergeht. Eine traumhaft schöne Atmosphäre.

                

Auf dem ersten Foto sieht man einen Mann im Rollstuhl mit einem Schild "Vote Yes on 2 for Marijuana". Hintergrund ist, dass bei den Kongresswahlen letzte Woche in Florida gleichzeitig über die Freigabe von Marihuana für medizinische Zwecke abgestimmt wurde. Das Ergebnis: 57,6 Prozent der Wähler sprachen sich dafür aus, aber es wären 60 Prozent nötig gewesen, um die Änderung durchzubringen.

Noch ein bisschen Geschichte zum Schluss: Sarasota erlangte am 11. September 2001 weltweit traurige Bekanntheit. Der damalige Präsident George W. Bush hielt gerade an der Emma-E.-Brooker-Schule einen Vortrag, als der Terroranschlag auf das World Trade Center geschah und er mitten in seiner Rede die Nachricht von den Anschlägen erhielt.

Wir grüßen euch aus dem zur Zeit recht kühlen Florida und wünschen euch nach Norden, Süden, Westen und Osten ein friedliches Wochenende!

Die Floridianer