Musik, Shopping und Vermischtes

Donnerstag, 13.11.2014

"Turn your radio on" - Wir hören beim Autofahren viel Radio. Der frequenzstärkste Sender hier in der Gegend bringt viel von amerikanischen Bands wie Journey, America, Little River Band, Boston, Doobie Brothers usw. Einen fast genauso breiten Raum nehmen europäische Sänger und Bands ein, Elton John und Rod Stewart sind ganz vorn dabei. Die Klamottenläden hingegen haben sich offenbar darauf geeinigt, dass die Rolling Stones den Verkauf ungemein ankurbeln, anders ist nicht zu erklären, warum so viel tolle Stones-Stücke hier laufen, während man durch die Kleiderständer-Reihen wandert.

Apropos Musik: Juhei, beim vierten Anlauf haben wir, eher zufällig, einen Plattenladen gefunden. Der Suche erster Teil begann im Internet. Eine Website nannte eine Adresse in der Nähe. Wir fuhren hin, sahen aber nur ein paar Möbel- und andere Geschäfte. Ich fragte einen Alt-Hippie, der auf einem Stuhl in der Sonne saß und mit seinem Laptop beschäftigt war. Er stutzte kurz, dann lächelte er erstaunt: "That's me!", als wäre ihm kurzzeitig entfallen, welchem Broterwerb er eigentlich nachging. Wir wurden in eine kleine Gasse zwischen zwei Geschäften geführt, wo er gemächlich eine schmale Tür aufsperrte, hinter der sich eine Art schlecht beleuchteter Schuppen verbarg.

Was ich von der Tür aus sah, ließ mich zwischen Belustigung und dem Wunsch, auf der Stelle "Danke und Tschüß" zu sagen, schwanken. Zwischen allerlei sich auf Tischen und dem Boden türmenden Mobiliar, Elektrogeräten und anderem Trödel führte ein schmaler Pfad auf eine Wand zu, an der ein paar Vinylplatten aufgereiht waren. Ich schwor mir, keinen Fuß in diese Bruchbude zu setzen, denn ich war sicher, dass alles um mich herum zusammenkrachen und ich aus dem staubigen Gerümpel nie wieder herausfinden würde.

Der Typ war echt nett. Es entspann sich eine kleine Unterhaltung, in der er erklärte, er verkaufe "Trash and Art", also Müll und Kunst. Vor dem Wort "Kunst" machte er eine (Kunst)Pause und schmunzelte belustigt (ich hatte nun schon länger in seine Augen geblickt und fragte mich, ob das noch Natur war oder ob er möglicherweise irgendwelche erheiternden Substanzen konsumiert hatte). Schließlich wollte er wissen, wonach wir suchen. Nach der neuen CD von P!NK zu fragen hatte sich schon auf den ersten Blick erledigt, hier gab es nichts, was nicht mindestens 30 Jahre auf dem Buckel hatte. Aber wir versuchten es mit einer amerikanischen Country Band aus der Region, der Florida Georgia Line. Er meinte, sie "vage, sehr vage" zu kennen, aber: "Ich verkaufe eher so das Zeug aus den 60ern und 70ern, meistens auf Vinyl." Tja, das dachten wir uns auch schon und traten den Rückzug an.

Ein paar Tage später entdeckten wir am Straßenrand dieses Geschäft:

            Sam Ash Music

Leider erwies sich Sam Ash Music als Laden für Musikinstrumente und -unterricht. Also wurde wieder im Internet geforscht ... und ich dachte so bei mir: Was waren das noch für Zeiten, als Virgin Music riesige Stores auf der ganzen Welt unterhielt (in Hamburg am Jungfernstieg, es ging ein paar Treppen 'runter und dann hinein ins Reich der Musik)... und wir wurden fündig: auf der Website von Barnes & Noble, einer amerikanischen Buchladenkette, gibt es eine große Rubrik "Music". Also fuhren wir flugs die Adresse der Filiale in Sarasota an, und da stand es in großen Lettern an der Fassade: "Music"

Drinnen gab es jede Menge Bücher und allerlei Geschenke-Schnickschnack, aber, ihr ahnt es schon: Wieder keine Musik. Vor einigen Tagen waren wir dann in einer Mall, und da war er plötzlich:

  for your entertainment

f.y.e. - diesen Schriftzug hatte ich von weitem schon öfter gesehen, aber mal ehrlich, dass das Kürzel für "For your entertainment" steht, darauf muss man erstmal kommen, oder? Egal, der Laden hatte jede Menge CDs, und wir erstanden neben den beiden zuvor genannten noch die neue von Stevie Nicks. An der Kasse kam ich (es war nichts los) mit dem Kassierer ins Plaudern und erwähnte unsere Odyssee. Er meinte darauf prompt: "Ja, das waren noch Zeiten, als es Virgin Megastores gab. Jetzt sind wir 'The last man standing'." Zum Abschied bekamen wir noch einen 10-Dollar-Gutschein, falls wir nochmal bei f.y.e. einkaufen. Überhaupt, Rabatte sind hier an der Tagesordnung, und bei vielen Einkäufen erhält man Gutscheine. Beim Winterjacken-Kauf gab es sechs (!) Bons: 5 Dollar Ersparnis bei einem Einkauf in Höhe von 25 Dollar, 10 bei 50, 25 bei 100 und so weiter.

Im Supermarkt unseres Vertrauens kann man ganz viele Waren deutlich reduziert bekommen, sofern man bereit ist, von den ohnehin meist schon Großpackungen gleich zwei, drei oder vier zu kaufen. Die Preise sind nicht so leicht mit deutschen Preisen zu vergleichen, denn hier gilt ja ein anderes Gewichtssystem (allerdings steht auf allen Packungen zusätzlich die Gramm/KG-Angabe). Ein paar Beispiele: Für eine halbe Cantaloupe-Melone haben wir umgerechnet ca. 1,20 Euro bezahlt, 2 Liter Limonade kosten 1,55, ein Stück Parmesankäse (klar, wird aus Italien eingeführt) war gut 7 Euro teuer. Bio-Vollmilch kommt auf 3,85 Euro für knapp 2 Liter, 600 g Bio-Tomaten 4,61 Euro.

Es gibt hier genauso viele Bio-Lebensmittel wie in Deutschland. Auffällig ist, dass gerade bei den Milchprodukten weit überwiegend Erzeugnisse aus der Region in den Regalen stehen. Gestern kam mein innerer Kalender mal wieder durcheinander, als ich sowohl Grünkohl als auch Spargel in der Gemüseabteilung entdeckte. Bemerkenswert für amerikanische Verhältnisse: Es gibt - im Gegensatz zu früheren Jahren - eine Backwarenabteilung mit knackigen Brötchen, die wirklich gut schmecken. Sogar Mohn und Sesam wird angeboten.

Apropos Einkaufen: Die Outlets hier sind genial. Meine geliebten Reebok-Boots, die ich seit Ende der 1980er Jahre trage und die es seit Ende der 1990er nicht mehr in Deutschland gibt, werden hier immer noch als Klassiker verkauft, und sie werden immer billiger.

Lieblings-Boots

Diesmal habe ich nur 62 Dollar bezahlt, also ca. 48 Euro. Allerdings sieht man, wie im Laufe der Jahrzehnte die Qualität unter chinesischer Billigproduktion leidet.

Gestern, am 11.11. war Veterans Day

An diesem Tag finden viele Gedenkfeiern zu Ehren aller Kriegsveteranen aus allen Kriegen, an denen die Vereinigten Staaten beteiligt waren, statt. In Washington z. B. gab es ein kostenloses Konzert u. a. mit Rihannah und Eminem. Großbritannien, Frankreich und Belgien feiern den Tag auch, dort heißt er Remembrance Day. Dazu passt diese Skulptur, an der wir öfter vorbeifahren, wenn wir in Sarasota unterwegs sind

    

Sie heißt: "Unconditional Surrender" (Bedingungslose Kapitulation). Vorlage war das berühmte Foto V-J Day in Times Square , das an dem Tag entstand, an dem der zweite Weltkrieg zu Ende war.

Aus der Rubrik "Kürzlich am Pool": Eine junge Frau versuchte, mit einer Hand telefonierend, in der anderen einen Riesenpappbecher und Lesestoff balancierend, das Schloss des Swimmingpool-Tors zu öffnen. Dabei, pardauz, geriet sie ins Straucheln und fiel auf den Allerwertesten. Ich war in der Nähe, und da ich sah, dass sie Mühe hatte sich aufzurappeln, fragte ich, ob ich helfen könne. Ihre Antwort: "No, I just fell on my ass." (Nein, ich bin nur auf meinen Arsch gefallen). Jo mei, da legst di nieder! Sympathisch fand ich, dass ein Mädchen aus einer Gruppe von Kindern, die im Pool tobten, gleich angelaufen kam und den berühmten, aus amerikanischen Filmen einschlägig bekannten Satz sagte: "Are you ok?" Mittlerweile ist die nicht schöne, aber wortgetreue Übersetzung "Bist du ok?" offenbar auch in deutschen Film-Produktionen angekommen. Wer weiß, vielleicht hat sie auch schon die Arzt-Serien erreicht. Der Herr Doktor zieht die Augenbrauen hoch und fragt den sich vor Schmerz windenden Patienten: "Sind Sie ok?"

 Apropos... Ich hatte eine Zerrung im Oberschenkel, vermutlich - ich hätte nicht gedacht, dass ich das nochmal von mir würde sagen können - von z u v i e l Bewegung (Wassergymnastik). Aber heute ist alles wieder picobello, und wir haben im Meer, das hier viel salziger ist als unsere Ostsee, gebadet - herrlich! Neben Werner ist ein Pelikan im Wasser gelandet.

Ach ja, und übrigens - das rosarote Haus vom letzten Eintrag war nicht von der Zuckerbäckerinnung (das sollte ein Scherz sein). Es handelt sich vielmehr um das Loews Don CeSar Hotel, ein Luxushotel, das im Jahr 1928 am Strand eröffnet wurde und als das Wahrzeichen von St. Petersburg gilt. Hier ein Foto von der Seeseite:

Puh, das war ein langer Text heute. Hope, you are ok!? Bis die Tage mal wieder, bleibt munter!

Eure Floristen