Weihnachten geschafft

Freitag, 26.12.2014

Geschafft! Es war gar nicht so übel - dafür, dass wir Heiligabend im Hotelzimmer saßen, bei 27 Grad Wärme, starkem Wind und grauem, verhangenem Himmel. Ich finde ja eigentlich, dass zu Weihnachten zwangsläufig Dunkelheit und Kälte draußen, Wärme und Kerzenlicht drinnen, Tannenduft, Weihnachtsgebäck und Freunde und Familie gehören. Das alles fehlt hier. An solchen Tagen machen sich auch die verschiedenen Zeitzonen bemerkbar. Wenn wir noch beim Frühstück (10 Uhr morgens) sitzen, werden in Deutschland (vier Uhr nachmittags) schon die ersten Kerzen angezündet. Bei Arne in Neuseeland ist es auch vier Uhr, allerdings nachts, dafür ist man uns dort einen Tag voraus.

Heiligabend war dann doch schöner als erwartet. Wir aßen Werners Lieblingsgericht Spaghetti Bolognese, und am Nachmittag gönnte ich mir ein Stück Key Lime Pie. Säuerliche Limettenfüllung unter süßer Hülle. In dem Spiegel-Artikel Ein Kuchen, ein Lebensgefuehl ist zu lesen: "Der moderne Key Lime Pie braucht wenige Grundzutaten: einige Eigelbe, ein Kännchen Dosenmilch und eine halbe Tasse Limettensaft. Die Kruste wird aus Crackern oder Butterkeksen (Anmerkung:  bei mir waren noch Mandelblättchen dabei) zubereitet, das Topping aus Schlagsahne oder Baiser."  Key Lime Pie Quelle giga.de   Mmmh, lecker!

Aus dem reichhaltigen Plastik-Angebot made in China hatten wir ein Miniatur-Bäumchen beschafft (sogar mit Schnee! ;-) ), winzige Kugeln und Glasfiguren 'reingehängt, drei Batterien 'rein und voilà - fertig war das Bäumchen, passend zum Sturm ein wenig zerzaust. Im so beleuchteten Zimmer haben wir dann, Youtube sei Dank!, Weihnachtsmusik gehört, und, was soll ich sagen, es kam tatsächlich so etwas wie Weihnachtsstimmung auf. Später unterhielten wir uns dann per Skype mit Arne und AK, und so wurde es ein in Anbetracht der Umstände ein recht rundes Weihnachtsfest. Es zeigte sich: Dunkelheit, Kerzenlicht, Weihnachtsschmuck sind schon die halbe Miete. Richtig schön wird es, wie überall auf der Welt, durch die Kommunikation mit der Familie und, ganz wichtig, die traditionellen Weihnachtslieder, deren Vertrautheit und Schönheit an anderen Weihnachtsabenden im Trubel schon mal ein wenig auf der Strecke bleibt.

Die Amerikaner hier sind auch an Weihnachten eher leger unterwegs. Außer einem jungen Mann im Anzug, vermutlich auf dem Weg zur Kirche, sah man Bermudas, Sandalen und Strandkleidung wie an jedem anderen Tag. Einige trugen beim Spazierengehen rote Weihnachtsmützen mit Bommel. Sogar ein paar Harley-Fahrer fuhren heute mit der schmucken Kopfbedeckung herum (Apropos: Helm ist hier die Ausnahme, 90% fahren ohne). Wir haben auch eine Mütze gekauft, neulich schon, als die Haare noch lang waren 

Die Rückseite trägt übrigens die Aufschrift "Bah Humbug" (vielleicht nach der Dickens-Weihnachtsgeschichte?). Das gefällt mir. Ich stelle mir vor, der  Weihnachtsmann steht vor den Kindern und fragt sie, ob sie auch immer hübsch brav waren usw. - und wenn er sich umdreht, steht da "Bah Humbug" :D                                                           

     Weihnachten light

Am Strand werden keine Sandburgen gebaut, sondern Sand-Schneemänner, die auch so eine Mütze tragen. Und das Weihnachtslied, das hier gefühlt am häufigsten aus den Lautsprechern schallt, ist "Let it snow". Die Sehnsucht nach dem, was man nicht hat. Vor Jahren haben wir in Florida bei Sommertemperatuen im Dezember auf einem Weihnachtsmarkt einen großen echten Schneeberg gesehen, der extra per Kühl-LKW herangekarrt worden war. Davor hatten sich lange Schlangen gebildet (ab hier noch 20 Minuten...). Wer dran war, durfte einmal einen Schneeball gegen eine Wand werfen und hat sich darüber gefreut wie - ja! wie ein Schneekönig.

Übrigens ist hier heute der einzige Weihnachtsfeiertag, morgen ist schon wieder Alltag. Mehrfach wurden wir gefragt, ob man bei uns zuhause wirklich drei Tage lang Weihnachten feiert.Gestern Abend war Christmas Eve, da werden die Strümpfe aufgehängt, viele gehen in die Kirche. Über Nacht kommt Santa Claus, und am Morgen finden alle ihre Geschenke im Strumpf und/oder unter dem Baum. Weihnachten ist eine Mischung aus verschiedenen Bräuchen. Aus Deutschland der Weihnachtsbaum, aus England die Strümpfe und der Mistelzweig, aus Südamerika das Schmücken des Kamins mit Weihnachtssternen. Und gefeiert wird eher fröhlich als besinnlich.

So, das war es mal wieder von hier.

Wir hoffen, ihr habt/hattet ein besinnliches, fröhliches, friedliches Fest und es geht euch gut.

Nachweihnachtliche Grüße

von Euren Floristen

P. S. Ein fettes, herzliches Dankeschön für die zahlreichen Glückwünsche zum Geburtstag! Ich freue mich, nun dem "Club mit der 6 davor" anzugehören.