Natur, Downtown und Truthähne

Donnerstag, 27.11.2014

Zur Zeit herrscht hier das reinste April-Wetter. Einen Tag ist es heiß und sonnig, am nächsten kühl und windig. Aber der Reihe nach.

Am Wochenende war wieder eine Hochzeit am Strand! Diesmal hier in Fort Myers Beach. Die Fotografin war mehr als zwei Stunden lang damit beschäftigt, die Braut (barfuß und mit einem Brautstrauß, der aus irgendwas, nur nicht aus echten Blumen bestand) mit und ohne Gäste in sämtlichen denkbaren Konstellationen zu fotografieren. Offenbar war als Dresscode Schwarz-Weiß angesagt. Auf diese Weise konnten Nichteingeweihte bis zuletzt nicht erkennen, wer denn nun eigentlich der Bräutigam war. Naja, Hauptsache die Braut wusste Bescheid. Besonders die Männer in ihrem feinen Zwirn und dazu barfüßig sahen eigentümlich fehl am Platze aus. Die eigentliche Zeremonie hat eine resolute weißhaarige Dame durchgeführt. Leider wurde die Sicht auf das Geschehen direkt nach dem Ringtausch von einem Gast behindert, aber ich tippe stark auf Bleigießen ;-) Jedenfalls begutachteten die beiden das, was sie da vollbracht hatten, anschließend ausgiebig.

   

Der Samstag begrüßte uns mit Sonne und Wärme. Vormittags saßen wir verträumt auf einer Bank, tranken Tee (ich) und Kaffee (Werner) und guckten auf den Strand, als Werner ein paar Meter entfernt eine schwarze Schlange entdeckte, die sich im weißen Sand von Gebüsch zu Gebüsch schlängelte. Sie war harmlos, sagte uns das Internet später.

Nicht weit von unserem Hotel befindet sich das Matanzas Pass Preserve, ein kleines Naturschutzgebiet. Eigentlich sind es nur knapp zwei Kilometer Wanderwege durch die pure Natur, aber ich hatte den Eindruck (Anmerkung von Werner ab hier bis zum Rest des Ausflugs: "War alles kein Ding, Helga übertreibt maßlos"), es war mindestens die zwei- wenn nicht dreifache Länge. Die Pfade waren ausgeschildert und man ging auf Holzbohlen

 

Zwischendurch gab es einen herrlichen Ausblick auf den Matanzas Pass

  Ausblick auf Matanzas Pass

und ein Mini-Salamander, ganz in Grün, genoss die Wärme

...Alles ok, bis wir zu einem Pfeil mit der Aufschrift "Primitive Trail" kamen. Den haben wir gewählt, und wie der Name schon sagt ... Der Weg wurde immer schmaler und verwunschener, zwischendrin matschig, überall wucherte das Grün, keine Holzbohlen weit und breit, und der Trail war weit länger als die angekündigten "paar Hundert Meter". Ich schwitzte und dachte an Schlangen und ... "Nein", sagte Werner, "hier gibt es keine Alligatoren."

         

        

 

Die ganze Zeit begleitete uns ein seltsames Geräusch, ein lautes Zischen, noch übertönt von einem hochtönenden Sägen - der Gesang von Singzikaden.

Am Ende erwischten wir auch noch einen Loop, also einen kleinen Rundweg, auf dem selbst ich Stadtmensch beim zweiten Durchgang die Blätter und Wurzeln am Wegesrand mit Namen begrüßen konnte. Schließlich zeigte uns - Hallelujah! - ein Schild, wo wir uns befanden (wir dachten, wir wären ganz woanders) und wo es lang ging, um wieder in den Genuss der Segnungen der Zivilisation in Form von kühlen Getränken, Restrooms, markierten Wegen und menschlichen Ansiedlungen zu gelangen.

Am EIngang/Ausgang trafen wir auf eine Gruppe älterer Leute, vornehmlich Frauen, die eine geführte Tour durch dieses (ja, ich gebe es zu) doch sehr kleine Gelände machten. Sie waren ausstaffiert, als seien sie Pfadfinderinnen, die auf Safari gehen...

Auf dem folgenden Foto versteckt sich eine kleine Krabbe. Beim Fotografieren sahen wir sie ganz deutlich, aber jetzt ist sie nicht wiederzufinden, sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Tarnung perfekt!

Hier hat sich eine kleine Krabbe versteckt

Sonntag war ein fauler Tag. Wir gingen die paar Minuten zu Fuß nach Downtown zum Time Square, einem kleinen Zentrum direkt zwischen der Brücke nach Fort Myers und dem Strand, wo es haufenweise Lokale, Live-Musik und Souvenir-Läden gibt. Letztere bieten Kitsch-as-Kitsch-can massenweise.

Time Square Fort Myers Beach     Oldtimer werden spazierengefahren   ... und die Motorräder auch       Time Square

 

Einen öffentlichen Parkplatz mit Schildkrötenskulptur gibt es auch

 

öffentlicher Parkplatz iim Zentrum    

 

Picknick-Area  und zu den Restrooms geht es durch ein (rollstuhlfreundliches) Geländer-Gewirr

 

Öffentliche Picknick-Area  

Der Montag begrüßte uns mit Nebel über dem Meer

Morgennebel

Bei 30 Grad C fuhren wir vormittags über die Brücke ins Herz von Fort Myers. Wir bummelten am Hafen entlang, blickten übers Wasser nach Cape Coral und schlenderten durch die hübsche Downtown.

   Drüben ist Cape Coral

   zwischen Hafen und Downtown   Italian Flair          Musikanten auf der       Sind wir hier in Verona (und da oben wohnt Julia?) Sind wir in Venedig?       Die Kunsthalle1 The Barber Shop    Fort Myers History

In der City Tavern aßen wir einen leckeren Ceasars Salad zu - wie so oft in Bars und Lokalen - allerfeinstem Blues, Country und Rockmusik

 

City Taverne - leider unscharfnice guy  nice gal

Ein Typ, der wie Peter Frampton aussah, kam zur Tür herein. Den hatten wir vor ein paar Jahren live in Nashville gesehen, und ich könnte schwören, dass der, den ich hier sah, mindestens ein Doppelgänger - wenn nicht tatsächlich er selbst - war. So oder so, für den Rest des Tages hatte ich "Show me the way" im Kopf - was auch gut zu unserem Natur-Erlebnis gepasst hätte ;-) . 

Und das gab es sonst noch zu sehen:

Diese Hochhäuser ...    

Einen    So sieht's schon abenteuerlich aus...     Eine Stunde kostet 25 Cent, max 10 Stunden darf man parken  

Im Verlauf des Tages wurde es immer heißer. Auf der Rückfahrt hielten wir an einer Tankstelle, um Getränke und ein paar Erdnüsse zu kaufen, und wieder mal kam ich mit der Kassiererin ins Gespräch. Sie wünschte mir im Hinblick auf Thanksgiving "Happy Holiday" und meinte, das sei die einzige Zeit im Jahr, in der man alles Leckere und Ungesunde essen und trinken dürfe, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Interessant, denn diese Eigenschaften werden in Deutschland ja eher dem Weihnachtsfest zugeschrieben. Auf diese Weise auf Thanksgiving aufmerksam gemacht, warfen wir am Abend noch einen Blick in die Tiefkühltruhen des Supermarkts unseres Vertrauens. In amerikanischen Filmen sieht man manchmal, dass zu Thanksgiving tatsächlich der Run auf die Truthähne einsetzt. Wir fanden eine ganze Truhe voll, nicht ahnend, das diese hier nur eine Miniaturausgabe waren:

Turkey Day coming soon

Heute entdeckten wir dann diese Riesen-Tiefkühl-Turkeys:

Mannomann, das ist wirklich Hardcore... Ich dachte echt, das gibt es nur im Film! Und wie groß muss ein Backofen sein, um ein solches Teil zu beherbergen? Und wie lange muss so ein Otto braten? Sechs Stunden? Acht Stunden? An Niedrigtemperatur-Garen ist hier ja wohl gar nicht erst zu denken, der braucht dann ja 24 Stunden! Übrigens standen die Leute in einer langen Schlange vor einem extra aufgebauten Tisch, hinter dem zwei Supermarkt-Angestellte Namen aus einer Liste aufriefen, um der jeweiligen Person einen großen Karton, vermutlich mit einem frischen Turkey, auszuhändigen. Es erinnerte stark an Heilig Abend-Vormittag bei uns, wenn die Kunden an den Theken ihre vorbestellten Waren abholen.

Abends sahen wir wieder einen fantastischen Sonnenuntergang.

  Sonnenuntergang nach einem heißen Tag

Gestern war es mal wieder Zeit, Klamotten zu waschen, wofür im Hotel Waschmaschinen und Trockner zur Verfügung stehen. Man muss nur genug Quarters, das sind 25-Cent-Stücke, einwerfen. Waschpulver sind im Automaten zu haben 

Gegen Abend wurde der Himmel dunkel, und die Temperatur sank. Es wehte ein heftiger, kühler Wind. Wir hatten Lust auf einen Bummel und gingen zum Time Square, wo wir eine Runde drehten und eine kleine Weile lang zwei konkurrierenden Live-Musikern zuhörten (der eine gab "Mrs. Robinson" zum besten, der andere "Knocking on Heaven's door"). Hier und da zeigt sich auch die erste vorweihnachtliche Deko und Beleuchtung.Und dies ist das hell beleuchtete Souvenir-Geschäft Mango Bay - fast grell, da braucht man sogar nachts 'ne Sonnenbrille

Mango Bay by night

Zurück im Hotel fing es an, draußen mächtig zu grummeln. Vom Balkon aus sahen wir heftiges Wetterleuchten über dem Meer. Nachts schüttete es wie aus Eimern und stürmte wie verrückt – ein richtiges Unwetter. Morgen ist Thanksgiving. Für uns ein Tag wie jeder andere, aber die Amerikaner sitzen an diesem Tag ja offenbar alle en famille um den Tisch herum und essen, was der Truthahn hergibt. Oder was das Restaurant zu bieten hat. Freitag ist dann Brückentag, hier "Black Friday" genannt, an dem besonders die Elektronikmärkte starke Preisnachlässe anbieten. Auf jeden Fall wird überall relaxt, gefeiert und Kurzurlaub gemacht. Unser Hotel ist schon seit langem für das Thanksgiving-Wochenende derart ausgebucht, dass wir am Freitag für eine Nacht in ein nahegelegenes Hotel umziehen müssen. Es gibt noch so viel zu berichten, aber an dieser Stelle mache ich mal einen Punkt.

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