Noch mehr Natur, Dies und Das, Haare ab

Montag, 08.12.2014

Moin zusammen, da sind wir wieder! Nein, ich wurde nicht vom Krokodil gefressen :D! Obwohl (Werner: Helga übertreibt mal wieder) das gaaaanz eventuell hätte passieren können. Aber davon später mehr. In der letzten Zeit waren wir entweder zu erschöpft von den Tagesaktivitäten oder schlicht zu tiefenentspannt, um Blogeinträge zu verfassen. So here we are again, nach einem angenehm vertrödelten Wochenende...

Thanksgiving war und ist Familientag, so ist es nicht nur in amerikanischen Filmen, sondern auch in echt. Soweit das Familienleben draußen stattfand, erhielten wir einen kleinen Einblick. Oma, Opa, Eltern, Onkel, Tanten und jede Menge Kinder kamen zusammen. Am Pool fielen sich Menschen, die sich lange nicht gesehen hatten, in die Arme (ich hätte Zweifel, ob ich Tante Käthe im Badedress überhaupt erkennen würde). Man hatte sich ganz offensichtlich viel zu erzählen. Plaudernde Grüppchen überall: Am Pool, auf dem Rasen oder am Strand, die Kinder spielten, in den Parks bevölkerten Menschen jeden Alters, ausgerüstet mit Kühltaschen, Gitarren, Trommeln, Bällen und Spielzeug die Picknickbänke rund um die Grillplätze, von denen es hier viele gibt und die auch eifrig genutzt werden.

Wir bummelten an Thanksgiving durch die Nachbarschaft, und da wir unsere Condo-Suche aufgegeben haben, machten wir neue Pläne - und verwarfen sie wieder:

- Motorbötchen kaufen und den Intracoastal Waterway befahren (Wir sind zwar gern unterwegs, aber viele Jahre Fahrtensegeln liegen hinter uns und das ist Wassersport genug für den Rest des Lebens)

- Wohnmobil kaufen und durch die Gegend fahren (Wir sind zwar gern unterwegs, am Ende fehlt uns aber das Camper-Gen)

Nachdem "Im Lotto gewinnen und Haus mit Pool und Privatstrand kaufen"

 

auch keine realistische Alternative ist, haben wir beschlossen, uns nächstes Jahr auf das zu konzentrieren, was wir ohnehin machen wollten, nämlich ausgiebig quer durch die USA auf der Route 66 von Chicago nach Los Angeles zu fahren, ganz gemütlich mit vielen Abstechern, und zu bleiben, wo es uns gefällt. Mit dem Auto, nicht mit dem Motorrad (wir sind zwar gern unterwegs, aber ein Auto ist einfach komfortabler). Auch werden wir an der Ostsee und zuhause das eine oder andere renovieren (wir sind zwar gern... ihr wisst schon, aber das "Basislager", von dem aus wir unterwegs sind, muss ja auch in Schuss gehalten werden). Aber erstmal bleiben wir noch bis Mitte Januar hier in Fort Myers Beach. Dann fliegen wir nach New York City, wo wir eine knappe Woche verbringen werden, bevor wir nach Hause zurückkehren.

Auf unserem Thanksgiving-Spaziergang durch die Nachbarschaft kamen wir an einem freien Wassergrundstück vorbei, das wir neugierig betrachteten, just for fun, versteht sich. Der Nachbar legte gerade mit seinem Segelboot (siehe Foto) ab, winkte und rief uns fröhlich zu: "Wanna buy the lot? Then pay a lot!" ("Wollt ihr das Grundstück kaufen? Kostet 'ne Menge!"

Buy a lot, pay a lot!

Wir winkten fröhlich zurück. Vermutlich könnten wir uns gerade mal ein paar Quadratmeter für Mülleimer und einen hübschen Briefkasten - so einen vielleicht? ->  leisten...

Wenn ich bedenke, wie ängstlich ich anfänglich war, ein fremdes Grundstück zu betreten! Hatte man doch die Berichte im Kopf, nach denen hier jedermann bewaffnet ist und gern mal schießt, wenn einer zu nahe kommt. Während unserer Condo-Suche ist Werner immer wieder auf privates Gelände und in Treppenhäuser gegangen, und wenn er jemanden traf, hat er erklärt, wer er ist, was wir vorhaben und auch mal die eine oder andere Frage bezüglich der Nachbarschaft gestellt. Sicher hat unser Alter und Auftreten eine Rolle gespielt, jedenfalls wurde ihm bereitwillig und freundlich Auskunft gegeben.

Der vergangene Dienstag wird mir in den nächsten Monaten jedesmal wieder in den Sinn kommen, wenn ich in den Spiegel schaue. Eine hiesige Friseurin schnitt munter, den Unterschied zwischen Kinn und Ohren schlichtweg ignorierend, mein Haar bis zu den Ohren ab und sorgte dafür, dass ich fast die gleiche Frisur habe wie damals, als ich neun Jahre alt war und "Sechser" modern waren. Unfassbar! Vorher hatte sie mich noch gefragt, ob ein Bob (wo sind eigentlich die Zeiten hin, als der Bob noch Pagenkopf hieß?) okay sei und mir als Beispiel ihre Schwester präsentiert, die gerade anwesend war und einen passablen knapp kinnlangen Haarschnitt trug. Die Friseurin begann hinten, und als ich den Luftzug im Nacken spürte, war der Schaden auch schon geschehen.

   von der Seite wird's auch nicht besser     

Der Witz war auch, dass dieselbe Friseurin vorher Werner das Haar geschnitten und dabei sogar weniger gekürzt hatte, als er eigentlich wollte. Ich hatte zugeguckt und es hatte mich beruhigt, dass sie nicht so radikal zu Werke ging... Haha! Neben viel tröstlichem Zuspruch meinte Werner schließlich: "Nimm doch mal die Mütze ab", was mich dann doch zum Lachen brachte. Auf jeden Fall muss ich jetzt viele Paare Ohrringe kaufen!

Unser Hotel hat übrigens eine Rund-um-die-Uhr-Webcam , die den Strand, die Balkons und den Pool zeigt. Solltet ihr uns dort entdecken (Werner ist der Langhaarige und ich bin die mit der Mütze), bitte heftig winken!

Übrigens ist es hier wie überall: Die Leute legen Handtücher - und nicht sich - auf die Liegen am Pool. Uns stört es nicht, wir kommen eh nur zum Schwimmen und gehen dann gleich wieder. Auch sieht man hier manchmal Leute mit Klamotten ins Wasser gehen, sogar mit Käppi auf dem Kopf (nein, nicht ich!) Ob das aus religiösen Gründen geschieht? Oder wegen der Sonneneinstrahlung? Oder weil sie möglicherweise Handicaps haben, die nicht so offensichtlich sein sollen? Keine Ahnung...Apropos, hier gibt es eine Vorrichtung, mit der Körperbehinderte mittels eines Stuhls in den Pool abgesenkt werden können. Tolle Sache, habe ich noch nie vorher gesehen.

Das bringt mich zu einem anderen Thema, nämlich dem Umgang hier im Land mit Krankheit, insbesondere Krebserkrankungen, und der überall gegenwärtigen Bereitschaft zu spenden. Besonders Brustkrebs nimmt einen breiten Raum ein und wird sehr offensiv thematisiert. So ist z.B. der Oktober der "Pinktober" -  Den ganzen Monat hindurch werden überall Spenden für die Forschung und Bekämpfung von Brustkrebs gesammelt. An der Kasse einer Drogeriekette wurden wir von dem Kassierer gefragt, ob wir spenden möchte. Wenn ja, wird der gewünschte Betrag gleich auf die Rechnung aufgeschlagen. Es gab und gibt auch viele Läufe und etliche Wohltätigkeitsveranstaltungen. In einem großen Outlet erhielten wir gegen eine Spende von 10 Dollar ein buntes Halstuch und eine Karte, mit der wir in jedem teilnehmenden Geschäft (und das waren die meisten) einen Rabatt von 25 Prozent auf ein Teil unserer Wahl bekamen, zusätzlich zu den übrigen Rabatten. Ein guter Deal für alle Beteiligten.

Auffällig auch und ganz anders als bei uns: Große Anzeigetafeln vor den Drogerien-Ketten zeigen an, dass man sich dort gegen Grippe impfen lassen kann ("Flu-Shots"). Grippeschutz to go sozusagen. Die Drogerien erfüllen hier gleichzeitig den Zweck unserer Apotheken. Es gibt einen Tresen, an dem verschreibungspflichtige Medikamente gegen Rezept ausgegeben werden, und man kann sich von medizinisch geschultem Personal beraten lassen.

Einige von euch fragten, ob denn hier bei uns schon Vorweihnachtsstimmung aufkommt. Ganz klare Antwort: Nein. Zwar sind die Häuser liebevoll geschmückt

           

Vieles arg bunt, was gar nicht meinem Geschmack entspricht, aber wenn man bedenkt, dass man hier in gleißendem Sonnenschein in eher karibisch anmutender Umgebung und unter Palmen in Shorts und Sandalen lebt, passt es schon wieder. Überhaupt ist es mir so ganz lieb. Ich habe es in diesem Urlaub bisher richtig gut geschafft, weitgehend im Hier und Jetzt zu sein und vermisse nichts. Glühwein und Weihnachtsmärkte wird es nächstes Jahr auch noch geben. Die Tatsache, dass Arne und AK in Neuseeland sind (dort ist jetzt Sommer), trägt ein übriges dazu bei. Unsere Maklerin Monika Wilson hat zum Thema "Weihnachten in Florida" einen anschaulichen Beitrag geschrieben.

Das Highlight der vergangenen Woche war ein Besuch im Audubon Corkscrew Swamp Sanctuary

Ein ca. 3,6 km langer Holzsteg führt durch verschiedene Areale, die unterschiedliche Lebensbereiche des Corkscrew Swamp Naturschutzgebietes zeigen. Man beginnt den Weg in einem Kieferhochland, geht über nasse Wiesen hinein in den Zypressen-Wald und gelangt in das Sumpfgebiet. Nach dem Sumpfgebiet kommt man zur letzten Station, dem "Salat-See" (Auszug aus und mehr Infos auf deutsch siehe Typisch Florida oder http://corkscrew.audubon.org/ (auf englisch)

Es wird am Eingang empfohlen, sich mit anderen Besuchern darüber auszutauschen, wenn man ein Tier entdeckt hat. Ehrenamtliche Mitarbeiter gehen herum, fragen, zeigen und informieren. Man flüstert unwillkürlich oder spricht wenigstens leise, geht auf leisen Sohlen und spitzt die Ohren wie ein Indianer auf Kriegspfad... In dem Areal gibt es Bäume, die mehr als 500 Jahre alt sind, faszinierend! Gleich zu Beginn entdeckte ich eine Wasserschlange, später sahen wir Waschbären zu, die direkt neben uns im Gehölz nach Nahrung suchten, und schließlich näherten wir uns dem Alligator Hole Shelter, einem kleinen See, an dem man auf einer Bank unter einem Holzdach Schutz vor Regen findet. Ja, sagte Werner, hier gibt es Alligatoren, und dann entdeckte er auch schon einen, der sich in der Ferne sonnte... Bald darauf trafen wir einen Volunteer (Freiwilliger Helfer), der vermeintlich einen Baumstamm fotografierte. Er sagte uns, er hätte die Rinde fotografieren wollen, als ihm zufällig eine Spinne auffiel, die in ihrem Tragesack an die 200 Eier beherbergte. Er meinte, in der Nähe sei ein größerer Teich, da würde sich gegenüber der größte Alligator sonnen, den er an jenem Tag entdeckt hatte, man müsse allerdings schon genau hinsehen... Das taten wir dann auch und wurden mit dem Anblick eines wahrlich riesigen Exemplars belohnt. Holla, die Waldfee! Eine Schildkröte sahen wir auch noch. Sie saß da wie auf dem Präsentierteller. :D

Die Stille, das Licht, Naturgeräusche und das Gefühl, ein Teil der Natur zu sein, lässt sich nur schwer in Worte fassen, und Bilder sagen mehr als Worte. Deshalb hier eine Auswahl aus 150 Fotos. Da manches schwer zu erkennen ist, haben wir versucht, einige Bilder zu vergrößern, ohne sie allzu unscharf werden zu lassen.

besser ist's...     Heia Safari

Das fängt ja gut an               Waschbär die zweite Einfach nur schön    Entengrütze   Ikebana made by nature   die sahen wir leider nicht      Farne   Menschengestalt?   Faszinierend   mehr als 500 Jahre alter Leopold-Tree       Naturschönheit   Da ist der Mensch ganz klein Hier sahen wir den ersten     Alligator - gut versteckt      Ein Auge riskier' ich       Spinne mit ca 200 Nackommen im Sack Swamp Lilys - Sumpflilien Flügeltrocknen Ach wie so trügerisch ist dies Gewässer   ... denn der graue Punkt da hinten... ...ist ein Riesen-Alligator  

Grüner

     Nessajas Nachkommen :D Da wächst was im hohlen Stamm    ein Ibis - die gibt es hier zuhauf  Attention! Tree crossing!     Auf Wiedersehen!

Heute, am Sonntag, spazierten wir wieder mal durch die Nachbarschaft. Wir standen an einem Bootssteg und betrachteten die Boote auf dem Wasser, als keine fünf Meter vor uns zwei Delphine auftauchten. Sie waren offenbar auf Nahrungssuche, denn es gab immer wieder ein kleines Unterwassergetümmel, die Tiere tauchten auf und unter. Ein toller Anblick, und so nah am Wegesrand!

Es grüßen euch herzlich

nach Norden, Süden, Westen, Osten

Eure Floristen