And how are you?

Samstag, 17.01.2015

Heute sind wir 101 Tage hier, und als wollte das Wetter uns den Abschied leichter machen, ist es seit gestern recht kühl und windig, und so soll es auch bleiben.

Wir wollen in den drei verbleibenden Tagen noch ein paar Lieblingsplätze aufsuchen, Abschied vom "peaceful, easy living" nehmen und unsere Koffer packen. Sachen, die wir nicht mit zurück nehmen, bringen wir zum Donation Drop-Off, wo man Kleidung, Schuhe und Sachspenden für Bedürftige abgeben kann.

New York City wird der totale Gegensatz zu dem heiteren, tropisch-karibischem Leben hier. Wir waren zweimal da, zuletzt im Jahr 2000. Ich bin gespannt auf die Stadt, die, glaubt man Frank Sinatras "New York, New York", niemals schläft (Ha! Sie schläft doch, aber nur ganz kurz - ich habe es mit eigenen Augen in einer schlaflosen Nacht gesehen! :D )

Aus den Floridays werden also die New York Days, denn dieser Blog soll bleiben, bis wir wieder in HH sind. Aber ich hab keine Ahnung, wieviel Zeit und Gelegenheit dafür übrig bleibt.

In den "Floridays" haben wir Erlebnisse und Momentaufnahmen aus unserer tollen Zeit hier festgehalten. Aber natürlich ist es nicht die ganze Geschichte. Die Condo-Suche z. B. hat einen viel breiteren Raum eingenommen als hier dargestellt. Beim Kauf läuft vieles ganz anders ab als bei uns. Besonders spannend ist, dass jeder die Daten für jedes zum Verkauf gelistete Objekt inkl. aller vorherigen Eigentümerwechsel mit Datum und genauem Verkaufspreis online öffentlich einsehen kann. So konnten wir z. B. nachlesen, dass das Condo, für das wir im Oktober 2014 ein Angebot abgegeben hatten, vom Verkäufer erst wenige Monate zuvor gekauft worden war - und zu welchem Preis! Er hat renoviert, neu möbliert und das Objekt schließlich für knapp 22 Prozent mehr verkauft. Wenn man die Renovierungskosten bedenkt und die Tatsache, dass der Verkäufer sämtliche Kauf-Nebenkosten trägt, haben in diesem Fall sicherlich sowohl Käufer als auch Verkäufer ein faires Geschäft gemacht.

Wer mehr zum Ablauf und dem ganzen Drum und Dran wissen will (es gibt ja einige Interessierte) fragt uns am besten persönlich oder sendet uns eine kurze Mail.

Am Wochenende kommen noch ein paar Rest-Fotos. Hier erstmal noch ein paar Eindrücke aus unserer Zeit hier:

- Da war Coco, der Papagei in der Hotellobby, der während unserer Zeit hier nichts anderes als "Hello" sagte. Aber einmal, da lachte und kicherte er wie ein Trupp angeschickerter Kaffeekränzchen-Ladies. Ansteckend.

- Man sieht überall Kinder, erfrischend viele Kinder. Familien sind oft zu viert oder zu fünft.

- Viele Leute stehen im Pool nur 'rum, wenige schwimmen, und wenn, dann einmal hin, einmal her, und wieder 'raus.

- Niemand zieht sich öffentlich um, alle liegen in nasser Badekleidung stundenlang da.

- Wir haben etliche Leute gesehen, die sich, verflixte Tat!, doch tatsächlich in aller Öffentlichkeit geschneuzt haben. Also, Feuer frei!

- Viele Paare haben Hunde, die sie gern öfter mal in Kinderkarren herumfahren und denen sie Designer- oder selbstgefertigte Bekleidung anziehen. Hat Frau Hund, hat Mann meist auch Hund.

- Da die Amerikaner oft nur wenig Ahnung von Europa haben und vor allem England und Frankreich unterscheiden können, während Deutschland, die Schweiz und Österreich gern in einen Topf geworfen wird, haben wir seit Jahren für den Fall, dass wir mal in einen größeren Fettnapf treten sollten, den Spruch "Pardon, wir sind aus Finnland, da macht man das so" parat. Haben wir aber noch nie gebraucht (oder nicht gemerkt, dass wir es gebraucht hätten.)

- Viel mehr alte Menschen als bei uns arbeiten wenigstens stundenweise oder ehrenamtlich (Schulbus fahren, Verkehr leiten, Kassieren, Bedienen, Info-Zentren, Museen etc.). Und viele Behinderte, auch mit schweren Behinderungen, sieht man in öffentlichen Jobs. Gut so.

- Die Menschen hier sind geduldig, sie drängeln nicht. Im Straßenverkehr, in der Warteschlange, wenn man etwas nicht kapiert, wenn etwas nicht funktioniert. Es heißt oft "Danke für Ihre Geduld", und in Warteschlangen ergibt sich immer ein Schwätzchen, wenn man es will.

- Die Amerikaner sagen alle Nase lang "Excuse me". Man ist höflich. Wenn sie dir auf einen dreiviertel Meter nahe kommen, wenn sie im Supermarkt deine Spur queren, sogar, wenn DU es eilig hast und ein bisschen zu schnell bist: "Excuse me." Geduld auch hier. Es wird nicht überholt, es wird gewartet, auch wenn es fünf Minuten dauert, bis die Dose Erbsen aus dem oberen Regal geangelt ist. Sie erschrecken geradezu, wenn du schneller als die anderen mit deinem Einkaufswagen auf sie zukommst und kurz vorher abrupt abbremst und / oder die Richtung änderst. Eine Frau sagte tatsächlich: "You scared me!" (Sie machen mir Angst!). Bisschen schreckhaft, vielleicht, aber andererseits niemals grob oder hemdsärmelig.

- Das Essen in den Restaurants ist besser als sein Ruf. Und in den Läden und auf den Farmer's Märkten gibt es jedes Gemüse und Obst, das das Herz begehrt. Ebenso Fleisch, das durchweg von guter Qualität (und recht teuer) ist. Nicht so dolle sieht es bei Wurst und Käse aus, und Vollkornbrot ist Fehlanzeige. Allerdings gibt es inzwischen wenigstens Brötchen und knusprige Baguettes sowie (helle) Mehrkorn-Brote, die lecker schmecken. Wein ist sowohl im Laden als auch im Restaurant durchweg teurer als bei uns, selbst der einheimische aus Kalifornien.

- Interessante Erkenntnis: Ich kann endlos lange bewegungslos auf dem Wasser im Pool rumliegen ohne unterzugehen. Seltsam, aber ein angenehmes Gefühl. Werner wundert sich und grinst und behauptet, das läge "an der Physik" (ich glaube, das ist eine freundliche Umschreibung für "Fett schwimmt oben"), oder aber - mit einem Augenzwinkern - es läge am "amerikanischen Wasser". Eine Frau, die mich vom Hotel-Balkon aus beobachtete, rief mir zu, das sei echt ein ganz besonderes Talent, da könne ich stolz drauf sein . Hm, tja... ich erwäge nun auszuprobieren, ob ich womöglich auch noch über's Wasser laufen kann, dann könnte ich nach Las Vegas gehen. Werner würde mich ansagen und wir würden die neuen "Siegfried und Roy" werden und mehr Kohle machen als Celine Dion mit ihrer Singerei...

- Die Kassiererin an der Supermarktkasse, das Küchenpersonal beim Frühstück, die Bedienung im Restaurant, die Verkäuferin im Laden, alle fragen: "Hi, How are you?" oder "How are you today?" oder ähnlich. Eigentlich eine Floskel, aber es wäre gegen jede Gepflogenheit hier, wenn man nicht reagieren würde. Ich fühlte mich früher immer unbehaglich und wusste nicht, was ich antworten sollte. Dabei handelt es sich nur um einen harmlosen, banalen Dialog. In diesem Urlaub haben wir gelernt, damit richtig umzugehen, und festgestellt: Es tut nicht weh! Als Antwort genügt schon: "Good", "Great" oder "Fine". Man kann ein "Thank you" dranhängen und / oder freundlicherweise zurückfragen: "And you?" Manchmal wird ein Small Talk oder gar ein Gespräch daraus. An einem kühlen, windigen, grauen Vormittag bekam ich auf mein: "Fine, and you?" die Antwort "Kann mich nicht beschweren, so lange es nicht schneit..." Und einmal antwortete eine alte Dame auf das "How are you today?" einer Kassiererin in der Drogerie: "Ach, Süße, frag mich das heute abend nochmal. Sofern ich dann noch lebe."

- Rabatte, Rabatte, Rabatte, meistens beträchtliche. Und "Kauf eins, dann gibt es das Zweite umsonst dazu" (was uns u. a. eine zweite Riesentüte Chips beschert hat, die war gar nicht haben wollten, da schon die erste wegen ihrer Riesendimension erst nach reiflicher Überlegung ;) im Einkaufswagen gelandet war. Die zweite kriegt nun die Schuld, wenn wir zuhause nicht mehr in die Winterklamotten passen.... Wohin man schaut: Überall Coupons und Werbeaktionen, auch die Zeitungen sind voll davon. Wir haben wohl kein Kleidungsstück gekauft, auf das es nicht irgendeinen Rabatt gab.

So, das war nur Text heute. Fotos gibt es in Kürze, als Restposten mit Rabatt...

Ein schönes Wochenende, lasst es euch gut gehen!

Viele liebe Grüße, und ... how are you?

Eure Floridianer