Berichte von 11/2014

What you get is what you see

Samstag, 01.11.2014

Hallo nach Germany! Wir waren tagsüber in den letzten Tagen viel unterwegs, und abends ist hier öfter mal das Internet "down", daher können wir neue Einträge nicht immer dann in den Äther schicken, wenn wir es gern hätten. Die Condo-Suche ist vorbei. Nachdem uns ein Objekt, das wir schon besichtigt und auf Eis gelegt hatten, vor der Nase weggeschnappt worden war, hatten wir gestern noch eine weitere Besichtigung. Unsere letzte, wie wir nun endgültig entschieden haben. Wie bei den anderen Condos stimmte am Ende auch hier das Gesamtpaket nicht.

Removal

Hier in Sienna Park fanden wir am Montag einen weiteren Zettel an der Tür vor: 

Erst die Treppe, jetzt die Bäume, und dann?

Nachdem sie unsere alte Treppe "removed" hatten,sollten nun die schönen Bäume am Parkplatz entfernt werden.

Danach sah es so aus 

  Nachher

Warum das nötig war, wissen wir nicht. Werner vermutet, sie könnten einem Hurrican nicht standhalten. Tante Wiki sagt, diese Bäume dienen zur Entwässerung feuchter Standorte. Sie haben keine natürlichen Feinde und verwildern oft. Im südlichen Floridas haben sich die bis zu 25 m hoch werdenden Bäume besonders stark ausgebreitet. Mal sehen, was nächste Woche "removed" wird...

Botanischer Garten

Hier in Sarasota gibt es einen Botanischen Garten, in dem wir kürzlich ein paar schöne Stunden verbracht haben. Die Marie Selby Botanical Gardens zeigen nicht nur wunderschöne, seltene Pflanzen, sondern befassen sich auch mit Forschung und erweitern Sammlungen, insbesondere Orchideen und Bromelien sowie deren Ökosysteme. Marie Selby und ihr Ehemann, ein Öl-Tycoon, hatten keine Kinder. Marie überlebte ihn, und bevor sie starb, gründete sie eine Stiftung zur Erschaffung und Pflege eines Botanischen Gartens auf dem Gelände rund um ihr Haus. Die Anlage sollte der Öffentlichkeit zur Erbauung und künftigen Generationen zum Kennenlernen der Natur zur Verfügung stehen. Der Erfolg ist nicht zuletzt durch die vielen Freiwilligen möglich, die ehrenamtlich dort arbeiten, sei es bei der Pflege der Pflanzen oder bei Öffentlichkeitsarbeit usw. Das Engagement der Bürger ist groß, das haben wir hier schon öfter festgestellt.  

Verwunschen Koi-Teich Regenwald Wurzeln Gummibaum  auch hübsch - wie heißen die noch?   Ausblick an der Bayside Bonsai Ficus Hier kann man heiraten, oder Sandfly-Stiche kühlen

 

Ausflug nach Ocala

Am Sonntag haben wir einen Ausflug nach Ocala gemacht, der fünftgrößten Stadt Floridas. Wir waren schon öfter im Sunshine State, aber nach Ocala hatten wir es bisher nie geschafft. Auf der Fahrt dorthin sieht man Landwirtschaft, Farmen, die Waren direkt vom Hof anbieten, viele Pferde-Ranchen und noch mehr Grün.

Bauernland Regionale Produkte

Ocala ist eine Verwaltungsstadt, Hauptsitz des Marion County (County = eine größere Gemeinde im (Bundes-)Staat Florida).

Tankstellendach  

Der Name Ocala stammt vom mittlerweile ausgestorbenen Indianer-Stamm der Timucuan, die ihr Dorf Ocali nannten, was übersetzt so viel bedeutet wie "Große Hängematte". Die Straßen in Ocala tragen heute noch historische indianische oder spanische Namen (nach den ehemaligen Landbesitzern). Auf einer Rasenfläche im Zentrum der Stadt kann man die Geschichte Ocalas in Kurzform nachlesen:

Wir hatten Glück, denn es war gerade Kunstmarkt. Regionale Künstler boten ihre Werke zum Kauf an

Kunstmarkt1

und auf der großen Bühne vorm Rathaus sang eine junge Sängerin Bossa Nova-, Rumba-, Samba-Rhythmen und R&B.

Gegessen haben wir in einem alten Restaurant (von 1885). Die Karte verhieß Gerichte nach Südstaaten-Art. Wir wählten Fisch, und als Beilage bestellte ich "Collards", die Spezialität des Hauses. Aus reiner Neugier, denn ich hatte keine Ahnung, was das ist. Und ich bekam … Grünkohl! Er war ganz anders zubereitet, als wir es kennen, nämlich nicht so ellenlang gekocht, sondern etwas bissfester, in einem sehr würzigen, unter anderem nach Tomate und Ingwer schmeckenden Sud. Lecker!

 Rezeption Harry's Harry's New Orleans Kitchen and Bar Grille Fisch mit Collards_Grünkohl pikant

 

Alte TV-Serien und nostalgische Lieder

Kennt ihr noch die TV-Serie Gilligan's Insel? Im hiesigen TV wiederholen sie tatsächlich noch die alten Folgen. Jetzt warte ich nur noch auf "Tammy, das Mädchen vom Hausboot", eine Serie aus meiner Kindheit. Erinnert sich noch wer? Seit gestern habe ich den Titelsong wieder im Ohr: "Hörst du den Südwind, er flüstert dir zu: Tammy, Tammy mein Glück bist du". Hilfe! Wer gerade auch einen Nostalgie-Anfall hat: HIER  ist das Lied in seiner ganzen Schönheit zu hören. So, nun ist es aber gut. Ich fürchte, der Chor-Entzug bricht sich auf merkwürdigen Abwegen Bahn.

Fauna und Oldie

Während bei euch die Blätter fallen (oder sind schon alle weg?), hat hier gerade die Erdbeer-Ernte begonnen, und ein Schmetterling suchte sich kürzlich unser Auto als Rastplatz aus.

Butterfly

Überhaupt gibt es hier eine Menge Getier. Am Himmel kreisen Adler, überall flitzen kleine Echsen über die Gehwege, hinterm Haus lebt ein Gänsepaar, und Reiher staksen auf den Grünflächen herum.

 

Heute hüpfte ein kleiner Frosch in unseren Pool, und auf einer Straße sonnte sich eine Schildkröte. Das Tier anzufassen und von der Straße zu tragen, damit es nicht überfahren wird, sollte man sich lieber verkneifen, denn es handelt sich um eine gefährliche Schnappschildkröte

 

 Vorsicht, Schnappchen

Und noch ein Schnuckelchen,diesmal vom Supermarkt-Parkplatz:

Ein richtiger ... ... Oldie

 

Halloween

 Heute ist Halloween, und man sollte meinen, im Land der Halloween-Erfinder würden einem die Kids hier scharenweise die Bude einrennen, aber es ist nach 21 Uhr und bisher hat kein kleiner Geist geklopft und "Trick or Treat" gefordert. Ich finde Halloween ohnehin doof, besonders, weil wir nun auf einer halben Tonne Süßkram sitzen, die sich demnächst unweigerlich auf unseren Hüften niederlassen wird. Kennt eigentlich noch jemand von euch das gute alte Rummelpottlaufen? Da musste man wenigstens noch ein paar gereimte Sätze sprechen (und das in einer "Fremdsprache!"), und nicht nur drei knappe Wörter raushauen...

So, das war es für heute. Eigentlich wollte ich noch einen Text über unsere vergebliche Plattenladen-Suche anhängen, aber der ist im Festplatten-Nirvana verschwunden. Ein neuer folgt demnächst.

Viele liebe Grüße Werner und Helga (letztere heute leicht nostalgisch)

 

 

American Way of Life

Mittwoch, 05.11.2014

 

Heute kamen wir mit dem Mann an der Supermarktkasse ins Plaudern (es war gerade nichts los, und er kannte uns Germans schon). Als wir erklärten, dass wir an Halloween vergeblich auf Kinder gewartet haben und nun auf Bergen von Naschzeug sitzen, meinte er, man könne die Süßigkeiten ohne Weiteres an eine Schule, einen Kindergarten oder ein Kinderkrankenhaus geben, das sei durchaus üblich und dort sehr willkommen. Oder man zerkleinert alles, kauft ein paar Familienpackungen Eis, vermengt die Stückchen mit dem Eis und - der Mann hat Ideen! - schmeißt eine Nachbarschafts-Party mit allen Kindern und Erwachsenen. Uhh, Süßigkeiten im Eis, das ist uns viel zu viel, aber die Amerikaner mögen es gern. In den Tiefkühlschränken im Supermarkt gibt es jedenfalls reihenweise Eispackungen mit Kuchenstückchen, Karamellfüllungen, Smarties und ähnlichem drin. By the way... Man spricht hier nicht von Dicken, auch nicht, wenn sie richtig dick sind. Man sagt "Big" oder "big-boned" (grobknochig). Und im Lokal fragt man nicht nach der Toilette, sondern nach dem Restroom, in Privathäusern nach dem Bathroom oder - das finde ich besonders hübsch - nach dem Powder-Room, wo man sich dann aber meistens nicht die Nase pudert, sondern putzt (weil man das ja draußen nicht darf...)

Für Thanksgiving gab der Kassierer uns den Tipp, am Abend an den Strand oder zum Hafen zu gehen. Dort sei viel los, die Boote seien schön beleuchtet und es gebe ein Feuerwerk. Zum Abschluss unseres Klönschnacks fragte er, wie lange wir noch bleiben und zeigte dann auf Werners Hemd: "Er passt ja schon gut hierher, he's got the look".

Mich hat er gemeinerweise nicht erwähnt *schnüff*, aber ha! ich habe einen Plan... Morgen ziehe ich ein floridianisch-geblümtes, bodenlanges Hippie-Gedächtnis-Kleid und Flip-Flops an, setze einen breitrandigen Strohschlapphut und eine Riesensonnenbrille auf, wickele mir siebenunddreißig bunte Bändchen um die Handgelenke und haue drei Familienpackungen Kuchen-Sahne-Eis auf sein Laufband. Und dann wollen wir doch mal sehen, was er sagt... (Werner in seinem zweiten Hawaii-Hemd muss sicherheitshalber draußen bleiben, sonst stieht er mir wieder die Show...;-))

Hier ein Sammelsurium von Kleinigkeiten, die uns in den letzten Tagen ins Auge sprangen:

 

Im Land der Autofahrer gibt es ganz viele Bike Lanes. Wo es keine gibt, steht oft ein Schild: "Share the road with bikes" (Teilt die Straße mit den Fahrrädern). Wochentags sind verhältnismäßig wenig Leute auf Fahrrädern unterwegs, am Wochenende deutich mehr.

 

An den Fußgängerüberwegen sind überall rutschhemmende Fußmatten mit Noppen in den Boden eingelassen, damit Fußgänger bei Regen nicht ausrutschen. Dies ist ein besonders sonniges Exemplar. Meistens sind sie grau oder schwarz.

   und im Beton auf den Gehsteigen sind Muscheln, wo bei uns Steine sind :)

"A taste of Germany", das müssen wir nicht ausprobieren.


Begrenzung am Wegesrand, schlicht und schön

Wäsche auf dem Balkon trocknen gilt als verpönt, aber Berge von Spielzeug dort zu lagern stört nicht...

Jamaikan me crazy Jamaikan me crazy - hab ich erst nicht kapiert, aber wenn man es laut ausspricht, klingt es wie eine Slang-Version von "You're making me crazy".

  Ufff

EInladende Farben

Im Hinterhof gibt's was für funky "Soulisten"

 

Unsere Plattenladensuche ging heute in die dritte Runde, natürlich wieder ohne Ergebnis. 

Morgen müssen wir entweder früh das Haus verlassen oder bis ca. 11.00 Uhr drinnen bleiben, was uns dank gemütlichen Ausschlafens nicht schwer fallen dürfte. Der Grund ist, dass morgen die neuen, noch unbehandelten Treppenstufen ein zweites Mal gestrichen werden. Heute haben sie den Erstanstrich bekommen. Und da wir davon nichts wussten, haben wir die (fast trockene, aber eben nur fast) Stufen nach oben erklommen und dabei leichte Fußabdrücke hinterlassen. Auch 'ne Art von "Walk of Fame"!

Bye für heute!

Es grüßen nach Norden, Süden, Westen, Osten

Aloha-he  Eure Floridianer

Every Picture Tells a Story

Samstag, 08.11.2014

Moin nach Germany!

Heute vormittag waren wir bei gutem Wetter noch auf dem Wochenmarkt hier im Zentrum von Sarasota. Praktisch: Sollte beim Einkauf das Bargeld knapp werden, kann man an fliegenden Geldautomaten "frisches Geld" ziehen.

Markt in Sarasota     ATM

Heute nachmittag ist es grau und es regnet. Die Temperatur liegt bei 18 Grad C. Wie gut, dass ich mir vorgestern die passende Bekleidung für so ein Schietwetter gekauft habe ;-)

Für kalte Tage ;-)
Im Einkaufszentrum, hier "Mall" genannt, ging es auch schon recht winterlich zu. Die kleinen Eisprinzessinnen hatten jedenfalls ihren Spaß. Und wer vom Einkauf erschöpft ist, kann in der Lounge relaxen.

 kleine Eistänzerinnen       

Draußen war dann wieder schönstes Sommerwetter, und Werner war auch schon da und geleitete uns zurück gen Sarasota.

It's a Werner

Unterwegs sichteten wir das Vereinsheim der Zuckerbäckerinnung

        

und bogen noch kurz zum Strand ab, um den Sonnenuntergang zu betrachten

     

Der Vollmond beleuchtete unseren Heimweg

Vollmond

und dann war der Tag vorbei.

 P. S. Die Daunenjacke soll auf der Rückreise zum Einsatz kommen. Wir haben in New York einen Zwischenstopp und wollen ein paar Tage dort bleiben.

Happy Sunday euch! Es grüßen herzlich

die fröstelnden Floristen

 

Musik, Shopping und Vermischtes

Donnerstag, 13.11.2014

"Turn your radio on" - Wir hören beim Autofahren viel Radio. Der frequenzstärkste Sender hier in der Gegend bringt viel von amerikanischen Bands wie Journey, America, Little River Band, Boston, Doobie Brothers usw. Einen fast genauso breiten Raum nehmen europäische Sänger und Bands ein, Elton John und Rod Stewart sind ganz vorn dabei. Die Klamottenläden hingegen haben sich offenbar darauf geeinigt, dass die Rolling Stones den Verkauf ungemein ankurbeln, anders ist nicht zu erklären, warum so viel tolle Stones-Stücke hier laufen, während man durch die Kleiderständer-Reihen wandert.

Apropos Musik: Juhei, beim vierten Anlauf haben wir, eher zufällig, einen Plattenladen gefunden. Der Suche erster Teil begann im Internet. Eine Website nannte eine Adresse in der Nähe. Wir fuhren hin, sahen aber nur ein paar Möbel- und andere Geschäfte. Ich fragte einen Alt-Hippie, der auf einem Stuhl in der Sonne saß und mit seinem Laptop beschäftigt war. Er stutzte kurz, dann lächelte er erstaunt: "That's me!", als wäre ihm kurzzeitig entfallen, welchem Broterwerb er eigentlich nachging. Wir wurden in eine kleine Gasse zwischen zwei Geschäften geführt, wo er gemächlich eine schmale Tür aufsperrte, hinter der sich eine Art schlecht beleuchteter Schuppen verbarg.

Was ich von der Tür aus sah, ließ mich zwischen Belustigung und dem Wunsch, auf der Stelle "Danke und Tschüß" zu sagen, schwanken. Zwischen allerlei sich auf Tischen und dem Boden türmenden Mobiliar, Elektrogeräten und anderem Trödel führte ein schmaler Pfad auf eine Wand zu, an der ein paar Vinylplatten aufgereiht waren. Ich schwor mir, keinen Fuß in diese Bruchbude zu setzen, denn ich war sicher, dass alles um mich herum zusammenkrachen und ich aus dem staubigen Gerümpel nie wieder herausfinden würde.

Der Typ war echt nett. Es entspann sich eine kleine Unterhaltung, in der er erklärte, er verkaufe "Trash and Art", also Müll und Kunst. Vor dem Wort "Kunst" machte er eine (Kunst)Pause und schmunzelte belustigt (ich hatte nun schon länger in seine Augen geblickt und fragte mich, ob das noch Natur war oder ob er möglicherweise irgendwelche erheiternden Substanzen konsumiert hatte). Schließlich wollte er wissen, wonach wir suchen. Nach der neuen CD von P!NK zu fragen hatte sich schon auf den ersten Blick erledigt, hier gab es nichts, was nicht mindestens 30 Jahre auf dem Buckel hatte. Aber wir versuchten es mit einer amerikanischen Country Band aus der Region, der Florida Georgia Line. Er meinte, sie "vage, sehr vage" zu kennen, aber: "Ich verkaufe eher so das Zeug aus den 60ern und 70ern, meistens auf Vinyl." Tja, das dachten wir uns auch schon und traten den Rückzug an.

Ein paar Tage später entdeckten wir am Straßenrand dieses Geschäft:

            Sam Ash Music

Leider erwies sich Sam Ash Music als Laden für Musikinstrumente und -unterricht. Also wurde wieder im Internet geforscht ... und ich dachte so bei mir: Was waren das noch für Zeiten, als Virgin Music riesige Stores auf der ganzen Welt unterhielt (in Hamburg am Jungfernstieg, es ging ein paar Treppen 'runter und dann hinein ins Reich der Musik)... und wir wurden fündig: auf der Website von Barnes & Noble, einer amerikanischen Buchladenkette, gibt es eine große Rubrik "Music". Also fuhren wir flugs die Adresse der Filiale in Sarasota an, und da stand es in großen Lettern an der Fassade: "Music"

Drinnen gab es jede Menge Bücher und allerlei Geschenke-Schnickschnack, aber, ihr ahnt es schon: Wieder keine Musik. Vor einigen Tagen waren wir dann in einer Mall, und da war er plötzlich:

  for your entertainment

f.y.e. - diesen Schriftzug hatte ich von weitem schon öfter gesehen, aber mal ehrlich, dass das Kürzel für "For your entertainment" steht, darauf muss man erstmal kommen, oder? Egal, der Laden hatte jede Menge CDs, und wir erstanden neben den beiden zuvor genannten noch die neue von Stevie Nicks. An der Kasse kam ich (es war nichts los) mit dem Kassierer ins Plaudern und erwähnte unsere Odyssee. Er meinte darauf prompt: "Ja, das waren noch Zeiten, als es Virgin Megastores gab. Jetzt sind wir 'The last man standing'." Zum Abschied bekamen wir noch einen 10-Dollar-Gutschein, falls wir nochmal bei f.y.e. einkaufen. Überhaupt, Rabatte sind hier an der Tagesordnung, und bei vielen Einkäufen erhält man Gutscheine. Beim Winterjacken-Kauf gab es sechs (!) Bons: 5 Dollar Ersparnis bei einem Einkauf in Höhe von 25 Dollar, 10 bei 50, 25 bei 100 und so weiter.

Im Supermarkt unseres Vertrauens kann man ganz viele Waren deutlich reduziert bekommen, sofern man bereit ist, von den ohnehin meist schon Großpackungen gleich zwei, drei oder vier zu kaufen. Die Preise sind nicht so leicht mit deutschen Preisen zu vergleichen, denn hier gilt ja ein anderes Gewichtssystem (allerdings steht auf allen Packungen zusätzlich die Gramm/KG-Angabe). Ein paar Beispiele: Für eine halbe Cantaloupe-Melone haben wir umgerechnet ca. 1,20 Euro bezahlt, 2 Liter Limonade kosten 1,55, ein Stück Parmesankäse (klar, wird aus Italien eingeführt) war gut 7 Euro teuer. Bio-Vollmilch kommt auf 3,85 Euro für knapp 2 Liter, 600 g Bio-Tomaten 4,61 Euro.

Es gibt hier genauso viele Bio-Lebensmittel wie in Deutschland. Auffällig ist, dass gerade bei den Milchprodukten weit überwiegend Erzeugnisse aus der Region in den Regalen stehen. Gestern kam mein innerer Kalender mal wieder durcheinander, als ich sowohl Grünkohl als auch Spargel in der Gemüseabteilung entdeckte. Bemerkenswert für amerikanische Verhältnisse: Es gibt - im Gegensatz zu früheren Jahren - eine Backwarenabteilung mit knackigen Brötchen, die wirklich gut schmecken. Sogar Mohn und Sesam wird angeboten.

Apropos Einkaufen: Die Outlets hier sind genial. Meine geliebten Reebok-Boots, die ich seit Ende der 1980er Jahre trage und die es seit Ende der 1990er nicht mehr in Deutschland gibt, werden hier immer noch als Klassiker verkauft, und sie werden immer billiger.

Lieblings-Boots

Diesmal habe ich nur 62 Dollar bezahlt, also ca. 48 Euro. Allerdings sieht man, wie im Laufe der Jahrzehnte die Qualität unter chinesischer Billigproduktion leidet.

Gestern, am 11.11. war Veterans Day

An diesem Tag finden viele Gedenkfeiern zu Ehren aller Kriegsveteranen aus allen Kriegen, an denen die Vereinigten Staaten beteiligt waren, statt. In Washington z. B. gab es ein kostenloses Konzert u. a. mit Rihannah und Eminem. Großbritannien, Frankreich und Belgien feiern den Tag auch, dort heißt er Remembrance Day. Dazu passt diese Skulptur, an der wir öfter vorbeifahren, wenn wir in Sarasota unterwegs sind

    

Sie heißt: "Unconditional Surrender" (Bedingungslose Kapitulation). Vorlage war das berühmte Foto V-J Day in Times Square , das an dem Tag entstand, an dem der zweite Weltkrieg zu Ende war.

Aus der Rubrik "Kürzlich am Pool": Eine junge Frau versuchte, mit einer Hand telefonierend, in der anderen einen Riesenpappbecher und Lesestoff balancierend, das Schloss des Swimmingpool-Tors zu öffnen. Dabei, pardauz, geriet sie ins Straucheln und fiel auf den Allerwertesten. Ich war in der Nähe, und da ich sah, dass sie Mühe hatte sich aufzurappeln, fragte ich, ob ich helfen könne. Ihre Antwort: "No, I just fell on my ass." (Nein, ich bin nur auf meinen Arsch gefallen). Jo mei, da legst di nieder! Sympathisch fand ich, dass ein Mädchen aus einer Gruppe von Kindern, die im Pool tobten, gleich angelaufen kam und den berühmten, aus amerikanischen Filmen einschlägig bekannten Satz sagte: "Are you ok?" Mittlerweile ist die nicht schöne, aber wortgetreue Übersetzung "Bist du ok?" offenbar auch in deutschen Film-Produktionen angekommen. Wer weiß, vielleicht hat sie auch schon die Arzt-Serien erreicht. Der Herr Doktor zieht die Augenbrauen hoch und fragt den sich vor Schmerz windenden Patienten: "Sind Sie ok?"

 Apropos... Ich hatte eine Zerrung im Oberschenkel, vermutlich - ich hätte nicht gedacht, dass ich das nochmal von mir würde sagen können - von z u v i e l Bewegung (Wassergymnastik). Aber heute ist alles wieder picobello, und wir haben im Meer, das hier viel salziger ist als unsere Ostsee, gebadet - herrlich! Neben Werner ist ein Pelikan im Wasser gelandet.

Ach ja, und übrigens - das rosarote Haus vom letzten Eintrag war nicht von der Zuckerbäckerinnung (das sollte ein Scherz sein). Es handelt sich vielmehr um das Loews Don CeSar Hotel, ein Luxushotel, das im Jahr 1928 am Strand eröffnet wurde und als das Wahrzeichen von St. Petersburg gilt. Hier ein Foto von der Seeseite:

Puh, das war ein langer Text heute. Hope, you are ok!? Bis die Tage mal wieder, bleibt munter!

Eure Floristen

 

Orts- und Autowechsel, Co-op und Beach & Drums

Freitag, 14.11.2014

Unsere fünf Wochen hier in Sarasota gehen zu Ende, und mit ihnen der Zeitraum, den wir uns für die Wohnungssuche gegeben haben. Die Buchung für unser Apartment im Sienna Park läuft morgen ab, und dann ziehen wir weiter: Gen Süden nach Fort Myers Beach

Den Aufenthalt dort haben wir bereits von hier aus reserviert, denn schöne Orte sind schnell ausgebucht, wenn man Langzeit-Urlaub machen will, ohne ständig das Hotel wechseln zu müssen. Wir kennen es bereits von früheren Urlauben (@Margret und Horst: Wir wohnen im Best Western Beach Hotel neben dem Pink Shell, in dem wir damals gemeinsam waren) und wollen zwei Monate dort bleiben.

Als I-Tüpfelchen haben wir gestern beim Mietwagenverleih für nur knapp vier Euro Aufpreis pro Tag unseren bisherigen Ford Focus gegen einen Ford Mustang Cabriolet eingetauscht. Eigentlich wollten wir nur den Mietzeitraum für den Focus verlängern, aber Jim, der freundliche Herr von Alamo, bekam beim Ausfüllen der Formulare mit, mit welcher Begeisterung Werner die Fotos der Mietwagenangebote, insbesondere des Ford Mustangs, betrachtete. Es entspann sich eine kleine Unterhaltung, und Jim meinte mit einem verschmitzten Lächeln, er habe zufällig gerade einen Ford Mustang da, und für so nette Germans und so einen langen Buchungszeitraum könne er einen ordentlichen Rabatt gewähren (Natürlich vor allem wegen des langen Zeitraums, aber es zaubert einem ein kleines Lächeln auf's Gesicht, wenn ein Dienstleister nicht nur seine Arbeit tut, sondern sich ins Zeug legt und dabei noch ein freundliches Wort, eine kleine Schmeichelei auf Lager hat).

Was die Condo-Suche betrifft, so schaue ich zwar dann und wann noch nach Angeboten, allerdings eher halbherzig. Auf dem Markt tut sich nach wie vor wenig. Vor einigen Tagen entdeckten wir ein Co-op-Angebot. Eine Co-op ist eine Art Genossenschaft. Man kauft Anteile und bekommt dafür das Wohnrecht. Die Sache machte uns neugierig, also fuhren wir hin, um uns erst einmal die Umgebung und das Objekt von außen anzusehen. Die Umgebung erwies sich als gerade mal knapp mittelmäßig. Die Anlage selbst präsentierte sich in keinem guten Zustand, es gab nur wenige Grünflächen. An vielen Häusern bröckelte der Backstein, das Holz war ausbesserungsbedürftig und benötigte dringend einen Anstrich. Der Gebäudekomplex, in dem das zum Verkauf stehende Condo lag, war ein wenig besser in Schuss. Von vorn machte es einen ganz netten Eindruck

Co-op-Condo

Nach hinten 'raus führte nur eine Tür von der Küche ins Freie, sonst gab es gar nichts, wo man hätte sitzen können, nicht mal eine Mini-Terrasse. Leider gibt es davon kein Foto, denn ich habe die Flucht angetreten, nachdem Werner ein paar Türen weiter an einem Treppenaufgang Kleidung gesichtet hatte, die dort offensichtlich zum Trocknen in der Sonne hing. Sie baumelte nicht mal an einer "ordentlichen" Wäscheleine, sondern an einem Strick. Wenn man in einer Umgebung lebt, in der man fünf Wochen lang nirgendwo im Wind flatternde Wäsche gesichtet hat, und wenn man weiß, dass das für die Amerikaner ein absolutes "Das-gehört-sich-nicht" ist, dann kommt es einem schon selbst ganz merkwürdig verkehrt vor. Und es lässt darauf schließen, dass die Leute, die dort leben, vermutlich ziemlich, nun ja, nachlässig sind. Wir hatten jedenfalls genug gesehen.

Wir haben noch gar nicht berichtet, dass sich schon seit mittlerweile 17 Jahren jeden Sonntagabend etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang auf dem Siesta Key Beach ein gutes Dutzend Trommler trifft. Jung und Alt, Nachbarn und Urlauber kommen zusammen, lassen sich auf Klappstühlen nieder, spielen Ball oder wandern am Strand entlang. Manche lassen Hula-Hopp-Reifen kreisen oder versuchen sich an akrobatischen Darbietungen, andere tanzen und wiegen sich barfuß im Puderzuckersand zum Rhythmus der Trommeln, der über allem liegt, während die Sonne über dem Meer untergeht. Eine traumhaft schöne Atmosphäre.

                

Auf dem ersten Foto sieht man einen Mann im Rollstuhl mit einem Schild "Vote Yes on 2 for Marijuana". Hintergrund ist, dass bei den Kongresswahlen letzte Woche in Florida gleichzeitig über die Freigabe von Marihuana für medizinische Zwecke abgestimmt wurde. Das Ergebnis: 57,6 Prozent der Wähler sprachen sich dafür aus, aber es wären 60 Prozent nötig gewesen, um die Änderung durchzubringen.

Noch ein bisschen Geschichte zum Schluss: Sarasota erlangte am 11. September 2001 weltweit traurige Bekanntheit. Der damalige Präsident George W. Bush hielt gerade an der Emma-E.-Brooker-Schule einen Vortrag, als der Terroranschlag auf das World Trade Center geschah und er mitten in seiner Rede die Nachricht von den Anschlägen erhielt.

Wir grüßen euch aus dem zur Zeit recht kühlen Florida und wünschen euch nach Norden, Süden, Westen und Osten ein friedliches Wochenende!

Die Floridianer

 

 

Baby, it's cold outside

Donnerstag, 20.11.2014

Hallo in die Heimat und nach überall hin, wo man uns liest!

Wir sind gut in Fort Myers Beach gelandet und fallen gleich mal mit ein paar Eindrücken vom ersten Strandspaziergang bei euch ein.

Nach dem Frühstück tranken wir draußen unseren Orangensaft

 Unser Hotel .

Fotografierten unser Hotel und freuten uns über den schönen, breiten Strand.

 

Wir sahen einen Kormoran, der sich nicht beim Trocknen seiner Flügel stören ließ.  Wir kamen ganz dicht ran.        

        

Wir wanderten bis zur Spitze der Insel und warfen einen letzten Blick zurück.

Gleich hinter dem Strand wachsen die Mangroven

      Mangrovenwurzeln

Und ab geht es in die Wildnis, in die Sümpfe

   Sumpf    und ab geht's

 Brücke über den Sumpf 

Eine Brücke führt über den Sumpf. "Nein", sagt Werner, "hier gibt es keine Alligatoren."

   

Nur der Kormoran begleitet uns eine Weile.

 

Eine Bank in der Wildnis! Nehmen wir die? Oder lieber die:

 

 

 Ein kleiner Angler auf dem Trockenen 

Ein kleiner Angel macht Trockenübungen

Wie liebevoll und lebensecht die Skuptur gestaltet ist!

  

Der Pfad mündet in einen öffentlichen Park , den

Bowditch Point Park

 Picknickplatz

Hier gibt es Park- und Picknickplätze und saubere Toiletten. Wichtig, wenn man einen ganzen Tag am Strand verbringt. Wer ein Boot mitbringt, kann es dort zu Wasser lassen. Und wer nicht durch die "Wildnis" möchte, findet hier einen bequemen Strandzugang 

 Unsere Straße 

Auf der nur wenig befahrenen Straße wanderten wir dann müde zurück zum Hotel. Unterwegs   Trolley

begegnete uns ein Trolleybus. Die Trolleys fahren für 50 cent (40 Euro-Cent) pro Fahrt den ganzen Beach entlang. Viele Häuser sind in karibischen Farben gestrichen, sie sehen einfach traumhaft aus

 

"Baby, it's cold outside" sangen wir gestern. Wenn es so ist, wie es immer ist, spricht man nicht drüber, über das Wetter, meine ich. Es ist unglaublich, aber wahr: Schietwetter in Fort Myers Beach

Schietwetter

Alle frösteln vor sich hin, laufen in langen Hosen 'rum und tragen Pullis und Windjacken. In der Nacht waren 7 Grad Celsius, heute vormittag 12! Ich hätte nie gedacht, dass mich Nordlicht solche Temperaturen derart zum Frieren bringen. Aber wenn es von 26 Grad quasi über Nacht auf 12 bergab geht...

...dann muss schon was ganz Fieses dahinter stecken. Der TV-Wetterkanal klärte uns auf: Wir haben die Ausläufer einer "unerbittlichen arktischen Attacke"

Huuuaa - kalt!

abbekommen, die - Hamburger aufgepasst und schnell mal aus dem Fenster geschaut! - über Hamburg niederging. Hier ist der Beweis:

Die Moderatorin zeigte noch schnell, wie groß die Schneeflocken waren   sooo groß

Dann musste sie erstmal Schnee schippen gehen. Stolz posierte sie 24 Stunden später vor dem 

Berg. Doch Eile ist geboten, denn es werden weitere 2 Füße Schnee erwartet.

Da ich ja meinen Teller heute ratzeputz leer gefuttert habe (siehe weiter unten), müsste morgen eigentlich die Sonne scheinen. Am Abend riskierte sie schon mal einen Blick durch die Wolken

 

Was macht man, wenn das Wetter schlecht ist? Eine Frau im Fahrstuhl meinte: Shoppen oder Essen gehen. Wir machten beides. Werner braucht Winterschuhe für New York. Oder, wer weiß, wenn das so weitergeht, auch für Fort Myers Beach ;-) Wir wurden nicht fündig, aber es ist ja noch Zeit bis Januar. In einem Seafood-Lokal in den Miromar Outlets in Fort Myers aß ich zum ersten Mal Hummer. Vorher fragte ich, ob er eßfertig serviert wird, denn ich wollte Werner und den anderen Gästen herumfliegende Hummerteile ersparen. Er wurde auf einer Papierserviette in kleinen Stücken fritiert auf einem Brot mit Tomaten serviert, dazu gab es Pommes. Dass es immer so viele Kohlehydrate sein müssen!

Ich wollte es diesmal ganz auf amerikanische Art machen und schnitt zunächst alles, was auf dem Teller noch nicht mundgerecht war, in kleine Stücke, und legte dann als Zeichen meiner friedlichen Absichten das Messer beiseite. Es schmeckte prima, ich verputzte alles und erschrak, als ich auf die darunter liegende Serviette blickte: In der Mitte war ein großes Loch, kein Papier weit und breit. Es muss an der Unterseite des Brötchens hängengeblieben sein. Lauter rot-weiße Serviettenschnipsel in meinem Magen... Prost Mahlzeit.

Hier noch ein wenig VERMISCHTES der letzten Tage. 50 PLUS zu sein hat Vorteile. Jeden Dienstag erhalten 50+ler in vielen Geschäften im Ellenton Outlet Sarasota 10 Prozent Rabatt, zusätzlich zu den übrigen Outlet-Rabatten. Die humoristisch begabte Dame am Infostand, die uns die Rabattkarte aushändigte, meinte, es könne passieren, dass man nach dem Ausweis gefragt wird. Also ehrlich!

Hier seht ihr ein dachbegrüntes öffentliches Klohäuschen am Yachthafen in Sarasota :D

Deutschland und Neuseeland sind nicht dabei, aber der Weg zur nächsten Bierdose darf auf diesem Wegweiser nicht fehlen 

Hier hängen alle am Handy 

und da sitzen die bösen Buben drin

Auf der Fahrt von Sarasota nach Fort Myers Beach haben wir den ersten Weihnachtsbaum gesichtet     ... Verrückt, denn gleichzeitig sieht man am Wegesrand die schönsten

Pflanzen

         Die Einfahrt eines hiesigen Parkplatzes ziert eine Piratenflagge

Erster Sonnenuntergang im neuen Domizil, Blick vom Balkon

Zu guter Letzt und auf besonderen Wunsch aus der Abteilung "Die Hippie-Tante und der Ford Mustang" Huch, das falsche Foto! Oh Pardon, man wird alt... Jetzt aber:

Hippie-Oma

Es grüßen Euch herzlich

Huhu!

Die Fröstelnden Floristen

P. S. @ Andi: Wie schön, dass dir unser Blog gefällt. Caladesi Island haben wir leider verpasst. Werner hatte früher schon mal von den Sanddollars gehört. Sollten wir nochmal gen Norden fahren, werden wir dort vorbeischauen, es klingt verlockend! Der Sender auf 94.9 nennt sich heute "Magic 94.9" und kommt mit der Ansage "Magic 94-9 - 80's, 90's and Now". The times, they are a-changin' :D

Grüße!

Shades of Grey

Samstag, 22.11.2014

Es war nicht viel los heute, eher ein sehr geruhsamer und, was mich betrifft, vormittags leicht melancholischer Tag. Nachdem sich gestern am Nachmittag die Sonne endlich wieder gezeigt hatte, war heute morgen der Himmel bedeckt, und wieder wehte ein kühler Wind. Zeit für lange Hosen und das Hamburg-T-Shirt

Grauer Himmel        

Der Frühstücksraum war voll. Der Platz dort ist ohnehin knapp bemessen, aber heute, so schien es, ließen sich alle besonders viel Zeit. Dafür hatte man draußen Platz genug. Es gibt dort Tische und Bänke, an denen man bequem sein Frühstück einnehmen kann, was wir dann auch taten. Bevor wir uns aufmachten, um ein wenig die Umgebung jenseits der Brücke zu erkunden, checkte ich noch schnell die E-Mails. Und las, dass ein Condo, gegen das wir uns entschieden hatten und dessen Verkauf "pending" (in der Schwebe) war, nun endgültig einen neuen Eigentümer hat. Wider alle Vernunft war ich irgendwie ein wenig betrübt, denn mir war just dieses Objekt immer noch hin und wieder durch den Kopf gegangen. Und der tatsächliche Verkaufspreis lag auch noch um glatte 20 Prozent niedriger als der ursprüngliche Preis. Aber: No regrets! Meine kleine Trübsal war nur eine leise Nachwehe unserer vergeblichen Condo-Suche.

Wir fuhren also über die Brücke, die Fort Myers Beach mit dem Festland verbindet und bogen gleich in die erste Querstraße ein, in eine abgelegene Gegend direkt unter der Brücke, die wohl nur von Anglern und Einheimischen aufgesucht wird, sowie von jenen, die zu den Marinas und den Anlegern der Fähren wollen, die jeden Tag hinüber nach Key West fahren.

Matanzas Pass Bridge Matanzas Pass Bridge By Sanibel Sun, commons.wikimedia.org

Es ist klein und urig dort, es gibt eine Kneipe, und es herrscht Fischverarbeitung-, Hafen und Werft-Atmosphäre.


   

Bill's Café    Under the Bridge

Wir betrachteten ein paar Segelyachten, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatten und am Steg ungepflegt ihr Dasein fristen. Und mittendrin entdeckten wir unser Traumhaus! Hm, ok, ein paar kleine Schönheitsreparaturen wären vonnöten... ;-)

Traumhaus mit Schönheitsfehlern :D   

Auf der Rückfahrt dachte ich an die Ostsee, das Segeln, an Heiligenhafen. Im Radio spielten sie zu allem Überfluss auch noch "Lights" von Journey, ein vergessener, toller Song (*schmacht* Gitarrensolo ab 2:04). Der Text handelt von der Sehnsucht nach der "City by the Bay" (San Francisco), und ich dachte prompt an Hamburg.

Alles nicht so wild (aber hätte ich bloß nicht das Hamburg-Shirt angezogen! ;-)! Zurück im Hotel guckte ich mal schnell bei Facebook 'rein und sah, dass uns unser lieber Freund H. dieses  wunderschoene Video von Hamburg geschickt hatte. Aus war es mit meiner Fassung. Zuviel Nostalgie. Ich zog geschwind was anderes an, und - Kälte macht hungrig - wir machten uns über das Essen her.

Ihr fragt euch vielleicht, ob wir hier jeden Tag Essen gehen "müssen". Nein, denn zum Glück hat das Hotelzimmer eine kleine Küchenzeile mit großem Kühlschrank und 2-Platten-Herd. Heute gab es Steak mit Kartoffeln (gekocht, da kein Backofen) und Sour Cream. Was hier als Sour Cream im Kühlregal steht, schmeckt eher wie unser Schmand. Also kam ordentlich Knobi, Salz, etwas Essig und Zucker dran.

    Dinner is ready!

   Das Wetter wurde übrigens heute den ganzen Tag über nicht besser. Sehr bedauerlich für diejenigen, die ihren Jahresurlaub gerade jetzt hier verbringen und sich auf Sonne und Wärme gefreut hatten.

Aus der Rubrik Vermischtes:

- Ein Liter Benzin kostet 0,60 Euro

- Wenn Toiletten öffentlich "Restroom" und in Privaträumen "Powderroom" heißen, wie nennt man dann Toiletten-Papier? Na klar: "Bath Tissue", wie sonst?! ;-)

- Erkenntnis: Mein Englisch ist grottenschlecht geworden. Ich verstehe so gut wie alles, stümpere aber herum, wenn ich einen gescheiten Satz sagen will. Weitere Erkenntnis: Wortfindungsstörungen machen leider auch vor Fremdsprachen nicht Halt!

- Schriftzug auf der Anzeigetafel vor einer Kirche: "No hurricane 2014! Thank you!" (Die Hurricane-Zeit dauert von Juni bis einschl. November)

- Ein Restaurant namens "Another Broken Egg" bietet "egg-ceptional Breakfast, Lunch and Dinner" :D

- "Yogurtology"  heißt eine Kette, die frozen yogurts anbietet.

- Apropos: Die Stadt Clearwater ist Hauptsitz von Scientology. Viele Gebäude der Stadt gehören der "Church of Scientology", wie sie hier heißt.

- Die US-Sportsender zeigen mittlerweile viel Fußball. Das Spiel Italien vs. Kroatien letzte Woche z. B. wurde als Aufzeichnung übertragen. Moderatoren sind immer Engländer.

- Ich bin seit zehn Jahren und 21 Tagen Nichtraucherin. Hatte es mir in einem USA-Urlaub abgewöhnt.

- Im Supermarkt unseres Vertrauens wird man an der Kasse beim Einpacken gefragt, ob man Plastik- oder Papier-Tüten möchte.

- Bin neugierig, ob die Überschrift die Anzahl der Leser steil ansteigen lässt ;-)

That's it for today!

Have a nice weekend!

Eure Floridianer

Natur, Downtown und Truthähne

Donnerstag, 27.11.2014

Zur Zeit herrscht hier das reinste April-Wetter. Einen Tag ist es heiß und sonnig, am nächsten kühl und windig. Aber der Reihe nach.

Am Wochenende war wieder eine Hochzeit am Strand! Diesmal hier in Fort Myers Beach. Die Fotografin war mehr als zwei Stunden lang damit beschäftigt, die Braut (barfuß und mit einem Brautstrauß, der aus irgendwas, nur nicht aus echten Blumen bestand) mit und ohne Gäste in sämtlichen denkbaren Konstellationen zu fotografieren. Offenbar war als Dresscode Schwarz-Weiß angesagt. Auf diese Weise konnten Nichteingeweihte bis zuletzt nicht erkennen, wer denn nun eigentlich der Bräutigam war. Naja, Hauptsache die Braut wusste Bescheid. Besonders die Männer in ihrem feinen Zwirn und dazu barfüßig sahen eigentümlich fehl am Platze aus. Die eigentliche Zeremonie hat eine resolute weißhaarige Dame durchgeführt. Leider wurde die Sicht auf das Geschehen direkt nach dem Ringtausch von einem Gast behindert, aber ich tippe stark auf Bleigießen ;-) Jedenfalls begutachteten die beiden das, was sie da vollbracht hatten, anschließend ausgiebig.

   

Der Samstag begrüßte uns mit Sonne und Wärme. Vormittags saßen wir verträumt auf einer Bank, tranken Tee (ich) und Kaffee (Werner) und guckten auf den Strand, als Werner ein paar Meter entfernt eine schwarze Schlange entdeckte, die sich im weißen Sand von Gebüsch zu Gebüsch schlängelte. Sie war harmlos, sagte uns das Internet später.

Nicht weit von unserem Hotel befindet sich das Matanzas Pass Preserve, ein kleines Naturschutzgebiet. Eigentlich sind es nur knapp zwei Kilometer Wanderwege durch die pure Natur, aber ich hatte den Eindruck (Anmerkung von Werner ab hier bis zum Rest des Ausflugs: "War alles kein Ding, Helga übertreibt maßlos"), es war mindestens die zwei- wenn nicht dreifache Länge. Die Pfade waren ausgeschildert und man ging auf Holzbohlen

 

Zwischendurch gab es einen herrlichen Ausblick auf den Matanzas Pass

  Ausblick auf Matanzas Pass

und ein Mini-Salamander, ganz in Grün, genoss die Wärme

...Alles ok, bis wir zu einem Pfeil mit der Aufschrift "Primitive Trail" kamen. Den haben wir gewählt, und wie der Name schon sagt ... Der Weg wurde immer schmaler und verwunschener, zwischendrin matschig, überall wucherte das Grün, keine Holzbohlen weit und breit, und der Trail war weit länger als die angekündigten "paar Hundert Meter". Ich schwitzte und dachte an Schlangen und ... "Nein", sagte Werner, "hier gibt es keine Alligatoren."

         

        

 

Die ganze Zeit begleitete uns ein seltsames Geräusch, ein lautes Zischen, noch übertönt von einem hochtönenden Sägen - der Gesang von Singzikaden.

Am Ende erwischten wir auch noch einen Loop, also einen kleinen Rundweg, auf dem selbst ich Stadtmensch beim zweiten Durchgang die Blätter und Wurzeln am Wegesrand mit Namen begrüßen konnte. Schließlich zeigte uns - Hallelujah! - ein Schild, wo wir uns befanden (wir dachten, wir wären ganz woanders) und wo es lang ging, um wieder in den Genuss der Segnungen der Zivilisation in Form von kühlen Getränken, Restrooms, markierten Wegen und menschlichen Ansiedlungen zu gelangen.

Am EIngang/Ausgang trafen wir auf eine Gruppe älterer Leute, vornehmlich Frauen, die eine geführte Tour durch dieses (ja, ich gebe es zu) doch sehr kleine Gelände machten. Sie waren ausstaffiert, als seien sie Pfadfinderinnen, die auf Safari gehen...

Auf dem folgenden Foto versteckt sich eine kleine Krabbe. Beim Fotografieren sahen wir sie ganz deutlich, aber jetzt ist sie nicht wiederzufinden, sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Tarnung perfekt!

Hier hat sich eine kleine Krabbe versteckt

Sonntag war ein fauler Tag. Wir gingen die paar Minuten zu Fuß nach Downtown zum Time Square, einem kleinen Zentrum direkt zwischen der Brücke nach Fort Myers und dem Strand, wo es haufenweise Lokale, Live-Musik und Souvenir-Läden gibt. Letztere bieten Kitsch-as-Kitsch-can massenweise.

Time Square Fort Myers Beach     Oldtimer werden spazierengefahren   ... und die Motorräder auch       Time Square

 

Einen öffentlichen Parkplatz mit Schildkrötenskulptur gibt es auch

 

öffentlicher Parkplatz iim Zentrum    

 

Picknick-Area  und zu den Restrooms geht es durch ein (rollstuhlfreundliches) Geländer-Gewirr

 

Öffentliche Picknick-Area  

Der Montag begrüßte uns mit Nebel über dem Meer

Morgennebel

Bei 30 Grad C fuhren wir vormittags über die Brücke ins Herz von Fort Myers. Wir bummelten am Hafen entlang, blickten übers Wasser nach Cape Coral und schlenderten durch die hübsche Downtown.

   Drüben ist Cape Coral

   zwischen Hafen und Downtown   Italian Flair          Musikanten auf der       Sind wir hier in Verona (und da oben wohnt Julia?) Sind wir in Venedig?       Die Kunsthalle1 The Barber Shop    Fort Myers History

In der City Tavern aßen wir einen leckeren Ceasars Salad zu - wie so oft in Bars und Lokalen - allerfeinstem Blues, Country und Rockmusik

 

City Taverne - leider unscharfnice guy  nice gal

Ein Typ, der wie Peter Frampton aussah, kam zur Tür herein. Den hatten wir vor ein paar Jahren live in Nashville gesehen, und ich könnte schwören, dass der, den ich hier sah, mindestens ein Doppelgänger - wenn nicht tatsächlich er selbst - war. So oder so, für den Rest des Tages hatte ich "Show me the way" im Kopf - was auch gut zu unserem Natur-Erlebnis gepasst hätte ;-) . 

Und das gab es sonst noch zu sehen:

Diese Hochhäuser ...    

Einen    So sieht's schon abenteuerlich aus...     Eine Stunde kostet 25 Cent, max 10 Stunden darf man parken  

Im Verlauf des Tages wurde es immer heißer. Auf der Rückfahrt hielten wir an einer Tankstelle, um Getränke und ein paar Erdnüsse zu kaufen, und wieder mal kam ich mit der Kassiererin ins Gespräch. Sie wünschte mir im Hinblick auf Thanksgiving "Happy Holiday" und meinte, das sei die einzige Zeit im Jahr, in der man alles Leckere und Ungesunde essen und trinken dürfe, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Interessant, denn diese Eigenschaften werden in Deutschland ja eher dem Weihnachtsfest zugeschrieben. Auf diese Weise auf Thanksgiving aufmerksam gemacht, warfen wir am Abend noch einen Blick in die Tiefkühltruhen des Supermarkts unseres Vertrauens. In amerikanischen Filmen sieht man manchmal, dass zu Thanksgiving tatsächlich der Run auf die Truthähne einsetzt. Wir fanden eine ganze Truhe voll, nicht ahnend, das diese hier nur eine Miniaturausgabe waren:

Turkey Day coming soon

Heute entdeckten wir dann diese Riesen-Tiefkühl-Turkeys:

Mannomann, das ist wirklich Hardcore... Ich dachte echt, das gibt es nur im Film! Und wie groß muss ein Backofen sein, um ein solches Teil zu beherbergen? Und wie lange muss so ein Otto braten? Sechs Stunden? Acht Stunden? An Niedrigtemperatur-Garen ist hier ja wohl gar nicht erst zu denken, der braucht dann ja 24 Stunden! Übrigens standen die Leute in einer langen Schlange vor einem extra aufgebauten Tisch, hinter dem zwei Supermarkt-Angestellte Namen aus einer Liste aufriefen, um der jeweiligen Person einen großen Karton, vermutlich mit einem frischen Turkey, auszuhändigen. Es erinnerte stark an Heilig Abend-Vormittag bei uns, wenn die Kunden an den Theken ihre vorbestellten Waren abholen.

Abends sahen wir wieder einen fantastischen Sonnenuntergang.

  Sonnenuntergang nach einem heißen Tag

Gestern war es mal wieder Zeit, Klamotten zu waschen, wofür im Hotel Waschmaschinen und Trockner zur Verfügung stehen. Man muss nur genug Quarters, das sind 25-Cent-Stücke, einwerfen. Waschpulver sind im Automaten zu haben 

Gegen Abend wurde der Himmel dunkel, und die Temperatur sank. Es wehte ein heftiger, kühler Wind. Wir hatten Lust auf einen Bummel und gingen zum Time Square, wo wir eine Runde drehten und eine kleine Weile lang zwei konkurrierenden Live-Musikern zuhörten (der eine gab "Mrs. Robinson" zum besten, der andere "Knocking on Heaven's door"). Hier und da zeigt sich auch die erste vorweihnachtliche Deko und Beleuchtung.Und dies ist das hell beleuchtete Souvenir-Geschäft Mango Bay - fast grell, da braucht man sogar nachts 'ne Sonnenbrille

Mango Bay by night

Zurück im Hotel fing es an, draußen mächtig zu grummeln. Vom Balkon aus sahen wir heftiges Wetterleuchten über dem Meer. Nachts schüttete es wie aus Eimern und stürmte wie verrückt – ein richtiges Unwetter. Morgen ist Thanksgiving. Für uns ein Tag wie jeder andere, aber die Amerikaner sitzen an diesem Tag ja offenbar alle en famille um den Tisch herum und essen, was der Truthahn hergibt. Oder was das Restaurant zu bieten hat. Freitag ist dann Brückentag, hier "Black Friday" genannt, an dem besonders die Elektronikmärkte starke Preisnachlässe anbieten. Auf jeden Fall wird überall relaxt, gefeiert und Kurzurlaub gemacht. Unser Hotel ist schon seit langem für das Thanksgiving-Wochenende derart ausgebucht, dass wir am Freitag für eine Nacht in ein nahegelegenes Hotel umziehen müssen. Es gibt noch so viel zu berichten, aber an dieser Stelle mache ich mal einen Punkt.

Nächstens mehr von

den Floristen