Berichte von 10/2014

Der Countdown läuft

Dienstag, 07.10.2014

Wer hätte das gedacht? Am Anfang unserer Reisevorbereitungen waren wir sehr motiviert nach dem Motto "Es gibt viel zu tun, packen wir's an", später kam dann die "Hilfe!-Es-wird-immer-mehr-statt-weniger!"-Phase, und heute *Tusch und Konfetti* können wir vermelden:

Wir sind tatsächlich fertig geworden!

Der Garten an der Ostsee hat seinen Winter-Schnitt bekommen

 

Die Reisetaschen sind gepackt

 

und gute Wünsche begleiten uns. Diese hier stehen stellvertretend für alle

 

Die To-Do-Listen sind abgearbeitet … trotz manch schwerer Nüsse, die zu knacken waren :D

 

 Jetzt müssen wir nur noch Last-Minute-Dinge erledigen, wie z. B. den Kühlschrank abtauen. Heute abend bringen wir dann schon mal die Koffer zum Flughafen und erledigen vorab das Check-In, damit wir morgen früh nur noch durch die Sicherheitskontrollen müssen. Und dann heißt es: We are Leaving on a jet plane

Jetzt noch ein Spruch, und in 19 Stunden geht es los...

"Der Sinn des Reisens besteht darin, unsere Vorstellungen der Wirklichkeit anzugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie so zu sehen, wie sie sind." (Samuel Johnson, englischer Autor, 1696 - 1772)

"You never know until you try" (Helga)

 

Wir sind angekommen

Samstag, 11.10.2014

Hallo, Ihr Lieben, wir grüßen euch schwitzend aus Sarasota, Florida. Es ist 16 Uhr nachmittags und die Außentemparatur liegt bei irgendwas über 30 Grad.

Nach einem ruhigen Flug am Mittwoch verlief auch die Immigration problemlos (Werner: "Der Beamte sah aus wie Denzel Washington"). Ich traute mich erst, als wir durch waren, auf den Stempel mit der Aufenthaltsdauer zu gucken, denn in den USA ist es so, dass der Beamte am Schalter das Recht hat, den Zeitraum des Aufenthalts zu bestimmen. Unser Visum gilt maximal 180 Tage, aber es ist theoretisch möglich, dass uns nicht die volle Zeit gewährt wird. Aber alles war ok, wir können bis Anfang April hier bleiben, wenn wir wollen. (Werner: "Jetzt sind wir Free Birds - Gruß an Anita, weil sie den Song so mag)

Mit dem Hotel Shuttle Bus ging es zum Miami Hilton Airport Hotel. Der erste Song auf amerikanischem Boden war Money for nothing - hoffentlich kein Omen! ;-) .

Mein Ohrwurm des Tages war aber Welcome to Miami

    

Am Donnerstag holten wir unseren Mietwagen ab und fuhren Richtung Golfküste. Es ging 100km auf schnurgerader Straße mitten durch die Everglades. Links und rechts von uns Wildness. In der Luft flogen Adler, der Wappenvorgel der Vereinigten Staaten, und wir sahen Kormorane am Wegesrand. Das ganze Gebiet ist ein einziger Wasserlauf/Sumpf, auf den man Straßen und Wege geschüttet hat. Alle paar Minuten fuhren wir über eine flache Brücke, unter der das Wasser fließen kann.

     on the road again ;)

 

Schließlich erreichten wir unser Domizil für die nächsten fünf Wochen.

    Unser Apartment links hinterm Baum Pool

 

Am Freitag wachte ich mit dem Song Good morning America, how are you im Ohr auf. Es lockten Sonne und Wasser, und so machten wir uns vormittags auf den Weg zum öffentlichen Strand auf Siesta Key, einer vorgelagerten Insel. Puderzuckerfeiner Sand und kristallklares, strahlend blaues Wasser (29 Grad) empfing uns.

      Baywatch Der Strand

Zurück im Apartment war erstmal Pool-Time angesagt, dann notierten wir uns die Adressen von Makler-Angeboten und fuhren sie der Reihe nach ab. Einige Condos (Apartments) erwiesen sich von der Umgebung her als ungeeignet, bei anderen sagte uns die Anlage nicht zu. Übrig blieb ein Objekt, das wir uns nächste Woche von der Maklerin von innen zeigen lassen wollen.

Abends dann bummelten wir auf einer anderen vorgelagerten Insel namens St. Armands Key. Schicki-Micki-Gegend, teure Läden, Gucci und Ver-rutschi, dicke Autos, alte, teils tatterige Männer mit jungen dürren, gelangweilt dreinschauenden oder in Endlosschleife plappernden Frauen. Die Normalos wie wir schwankten bei deren Anblick zwischen Belustigung und leisem Grauen.

 

Spaß hat der Bummel auf jeden Fall gemacht.

 

Heute ist Samstag. Faulenzen, sonst nichts. Euch einen schönen Sonntag!

Werner und Helga

 

P. S. Alle Fotos in diesem Blog lassen sich anklicken zum Vergrößern

Columbus Day

Dienstag, 14.10.2014

Gestern war Montag, ein Feiertag: Columbus Day. Der Tag zu Ehren von Christoph Kolumbus, der 1491 die "Neue Welt" entdeckte und damit, wie die Zukunft zeigen sollte, bedauerlicherweise das Ende der Kultur der Ureinwohner, der Indianer, einläutete. Wer mehr wissen möchte: Tante Wiki weiß Bescheid. Wir waren zweimal ausgiebig im Pool, der trotz des Feiertages leer war. Überhaupt macht es den Eindruck, dass die Leute, die hier Urlaub machen, sich höchstens mal bis zur Taille ins Wasser begeben. Obenrum sind sie mit dem Handy beschäftigt oder hören Musik.   Am Abend flanierten wir die Main Street rauf und runter - und entdeckten Mattison's, ein Lokal mit Live-Musik, das wir sicherlich in den nächsten Tagen oder Wochen besuchen werden. In den Gehsteig sind hier und da bunte Kacheln mit Darstellungen von Flora und Fauna eingelassen.

Sarasota Main Street 

Der Wetter Channel hatte Gewitter für die Region angesagt, und tatsächlich türmten sich zunehmend dunkle Wolken am Himmel auf. Dabei war es immer noch 26 Grad warm. Aber erst nach Sonnenuntergang, den wir in einem Park in der Nähe des Hafens betrachteten, begann es heftig zu regnen.

  

St. Pauli und Dirndl in einen Pott bzw. auf einer Flasche zu vereinen gelingt auch nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten:

St. Pauli meets Dirndl

Heute gibt es ein erstes Treffen mit der Maklerin in Fort Myers.

Viele liebe Grüße

Helga und Werner

Condo-Suche Teil I und Einblicke in Floridas Fauna

Freitag, 17.10.2014

Hi guys, zunächst mal vielen Dank für eure Kommentare. Auch wenn wir nicht alles beantworten: Wir freuen uns über jeden Eintrag und lesen mit Freude, was ihr so macht und wie es euch geht.

Bevor wir morgen den zweiten Condo-Besichtigungstag haben, sei hier erst einmal nachgetragen, wie das erste Treffen verlaufen ist. Unsere Maklerin Monika Wilson empfing uns in ihrem Büro in Cape Coral. Ich "kannte" sie bereits seit Jahren aus ihrem Blog, aus dem wir uns bereits in Deutschland viel Wissenswertes über den Immobilienkauf in Florida angelesen hatten. Monika ist vor mehr als 20 Jahren von Deutschland nach Florida ausgewandert. Nach einer herzlichen Begrüßung beantwortete sie alle Fragen, die wir vorab zur Abwicklung eines eventuellen Kaufs und den damit zusammenhängenden Dingen hatten. Hier in USA zahlt übrigens der Verkäufer den Makler, ebenso fast alle anderen mit dem Verkauf zusammenhängenden Kosten und Gebühren. Monika hatte sechs Objekte in Cape Coral und North Fort Myers für uns vorbereitet. Alle hatten zwei Schlafzimmer und zwei Bäder (in USA ist es üblich, jedem Schlafzimmer ein Bad oder wenigstens ein  Gästebad zuzuordnen), sie waren alle groß, manche waren möbliert, manche leer, und gleich das erste haute uns um. Tor mit elektronischer Öffnung, wunderschöne Anlage, alles supergepflegt und großzügig, dicke Teppiche, hohe Decken, Baujahr 2004, einiges mehr als hundert Quadratmeter. Hier ein paar Impressionen:

  Toreinfahrt    Wohnbereich Pool

Weitere Besichtigungen folgten - Wohnungen, Townhouses (vergleichbar mit unseren Reihenhäusern), einzelne Häuser, von Baujahr 1981 bis 2007. Hier ein paar Fotos querbeet:

        3_SZ1        5 P5    

Die Preise lagen alle über unserem Maximum. Aber hier laufen Immobilienkäufe so ab, dass man nicht unbedingt den genannten Preis akzeptiert, sondern ein Angebot abgibt. Hat man Glück, geht der Verkäufer darauf ein. Ist er nicht einverstanden, oder gibt es jemanden, der mehr bietet, dann hat man Pech gehabt. In das dritte Objekt hatten wir uns schockverliebt, und am Ende der Tour waren wir so euphorisch, dass wir es fast genommen hätten. Aber wir machten uns dann doch klar, dass wir mehr an die Reserven hätten gehen müssen, als gut fürs Portemonnaie gewesen wäre, denn die Wohnung war unmöbliert, und Kühlschrank, Waschmaschine, Herd und Backofen fehlten ebenso - und ein Auto brauchen wir hier ja auf Dauer auch noch!

Es war aber auf jeden Fall eine tolle Erfahrung, Einblick in verschiedene Haus- und Wohnstile zu bekommen, und wir freuen uns auf morgen. Dann sehen wir uns Objekte an, die eher unserem Budget entsprechen, nur ein Schlafzimmer haben und in Fort Myers liegen. Wir sind echt gespannt. Einige Anlagen haben wir schon von außen angeschaut, umso interessanter wird es, sie von innen zu sehen.

Auf dem Weg zeigte Monika uns noch das Nest von Ozzie und Harriet, einem Adlerpaar, das jedes Jahr hoch in einem Baum (im Foto hier nur zu erahnen) sein Nest baut und Junge aufzieht:  Nest von Ozzie und Harriet

EIne Webcam hat Ozzie und Harriet letztes Jahr begleitet, Fotos gibt es hier.

Auch auf eine Prärie- (oder Erd-)Eule, auch Kaninchenkauz genannt, hat Monika uns aufmerksam gemacht:

  Prärieeule2 Prärieeule

Diese zarten Eulen sind überhaupt nicht scheu, denn sie werden von den Floridianern geliebt und geschützt. Sie sind Bodenbewohner, und man kann ganz dicht an sie heran gehen. Sie bauen Erdnester, die von den Menschen hier mit kleinen Kreuzen markiert werden, damit man sie nicht übersieht und beschädigt (das Nest, das wir gesehen haben, war direkt an einer Straße). Und wenn jemand so ein Nest im Garten hat, dann mäht er in einigem Abstand drumherum, egal, wie lang es dauert und wie dann der Garten aussieht. Wer mehr wissen möchte: Tante Wiki weiß Bescheid.

Heute waren wir in Tampa bei - nicht lachen - IKEA. Die amerikanischen Möbelhäuser sind nämlich echt gewöhnungsbedürftig, die Möbel gern klobig und dunkel, und sie erinnern stark an "Gelsenkirchener Barock". IKEA hat hier einen etwas anderen Sortimentsschwerpunkt als in Deutschland, z. B. gibt es viel mehr Barstühle, weil amerikanische Küchen oft einen Bartresen haben. Und es werden kaum Schränke angeboten, denn hier hat man in jedem Schlafzimmer einen eingebauten Schrank, der manchmal sogar begehbar ist. Ich bin noch nie bei IKEA gewesen, ohne etwas zu kaufen, und so war es auch diesmal. Eine echte Investition in die Zukunft: Ein flexibles Maßband mit Anzeige von sowohl Meter/Zentimeter als auch Foot/Inch!

 

Auf dem Rückweg besuchten wir noch schnell St. Petersburg :D. Davon ein anderes Mal mehr. 

Bye bye for now!

 

Free Birds

Samstag, 18.10.2014

Hier muss Champagner in der Luft liegen. Oder es ist irgendetwas anderes, das uns bodenständige Norddeutsche gestern verleitete, nicht noch einmal eine Nacht über eine wichtige Entscheidung zu schlafen, wie wir es sonst immer tun. Aber von vorn: Wir trafen Monika mittags zu unserer zweiten Condo-Besichtigungstour. Diesmal war die Ausbeute an passenden Angeboten geringer. Der Markt ist zum einen schon leerer gefegt als erwartet, zum anderen ist die Menge von 1 Schlafzimmer/1 Bad-Wohnungen ohnehin nicht sonderlich groß. Wir hatten drei Condos zur Auswahl. Zwei lagen in schöner Umgebung, hatten aber innen nicht den Wohlfühlcharakter, den wir uns gewünscht hätten. Das dritte war eine supertoll geschnittene, schick eingerichtete Wohnung in einer großen Wohnanlage. Nach kurzer Überlegung haben wir für dieses Condo ein Angebot inkl. Mobiliar abgegeben. Wenn ihr die Fotos seht, versteht ihr vielleicht, warum: 

  Küchenzeile Küchenzeile1    Wohnzimmer2 WZ   Schlafzimmer   Bad1  Durchgang zum WZ vom SZ   Condo Veranda unten   Pool 

Danach genossen wir den "Catch of the day" (Zackenbarsch) in einer Tiki-Bar im Yachthafen von Cape Coral. Eine 2-Mann-Band spielte Songs von den Eagles, unter anderem Peaceful, easy feeling , das mir schon seit Tagen durch den Kopf wandert.

Tiki-Bar Cape Coral Yachthafen Tiki-Bar 2 Tiki-Bar

Heute morgen wachten wir mit gemischten Gefühlen auf. Wir waren gestern noch ein zweites Mal in der Umgebung des Condos herumgefahren und hatten uns umgesehen. Und das war es, was uns im Nachhinein nicht gefiel: So toll die Wohnung war, und so schön die Gartengestaltung des Innenhofs der Anlage ist, es wollte sich einfach nicht das Florida-Holiday-Feeling einstellen. Die Umgebung ist einfach zu städtisch. Monika hatte uns gesagt, dass der Markt nicht mehr hergibt. Wir sind zu spät dran. Nach kurzem Brainstorming zogen wir unser Angebot zurück. Und sind jetzt zufrieden mit der Entscheidung. Jetzt sind wir wirklich "Free Birds". Wir genießen die Sonne, den Pool, den Florida Lifestyle und bleiben hier, bis uns was Neues einfällt. Dann ziehen wir weiter.

Noch was Lustiges am Rande: Eine hölzerne Außentreppe führt zu unserem Apartment hier in Sienna Park. Gestern abend klebte ein Zettel an der Tür:

Staircase-Replacement

Ich weiß nicht, ob man es auf dem Foto lesen kann: Man baut Montagmorgen ab 8 die Treppe ab und baut bis nachmittags 17 h eine neue ein. Also heißt es Wecker stellen, weil wir lieber out als in sein wollen :D :D

Demnächst mehr vom Leben hier in diesem großen, weiten Land. Profane Dinge wie Wäschetrocknen, Autofahren, Essen gehen wollen ja auch noch beschrieben werden.

Grüße von

den Floristen

 

P.S. Thanks to Alt&Friends for your support! Wie toll, dass es das Internet gibt...

 

Tampa und St. Petersburg

Mittwoch, 22.10.2014

Da sind wir nun gestern um 7 Uhr aufgestanden, haben um kurz vor acht das Haus verlassen, einen ganztätigen Ausflug gemacht und waren erst nach 17 Uhr wieder zurück. Und was war? Nix war, nicht mal eine Treppenstufe oder ein Nagel wurde erneuert.

Vorher                                        Nachher

Vorher                                                       Nachher

Am Wochenende waren wir bei Sonnenuntergang am Strand. Dort fand gerade eine Hochzeit statt (Mit dem Handy ließen sich leider keine besseren Aufnahmen machen)

     Hochzeit am Strand2

 

Direkt neben der Straße stand auf dem Weg zum Strand eine Barbecue-Hütte, in der mit 60er-Jahre-Musik gefeiert wurde.

      

Hier ein paar Eindrücke von Tampa

Tampa1     

   

Die Sunshine Skyway Bridge - Werners "drittliebste" Brücke:

Foto von en.wikipedia.org     Sunshine Skyway Bridge    

Ein Ufo ist gelandet Ein Ufo?

....Und St. Petersburg:

          Mülltrennung            Zeitungsjunge2      Seltsamer Geselle vor einem Laden

                      Cola 1 Dollar Blick auf Yachthafen frei          Hops and Props The Pier EKZ z. Zt. geschlossen                                  

Die Stiche der Sandfly sind fies, sie schwellen an und jucken fürchterlich (Grüße an AK). Ich habe mindestens zehn davon an den Beinen, Werner hingegen nicht einen einzigen. Die Welt ist ungerecht. Und jetzt gehe ich meine Insektenstiche pflegen *schnüff*...

 

Es grüßen vier Füße

Es grüßen / Vier Füße

 

 

 

Andere Länder, andere Sitten

Donnerstag, 23.10.2014

Hallo ihr Lieben,

holldrio, die Treppenstufen sind da!

Heute mal auf die Schnelle ein paar Einblicke in amerikanische Sitten und Gebräuche, die von den deutschen Gewohnheiten zum Teil erheblich abweichen:

Essen gehen

Am Eingang steht meistens ein Schild

Man wartet dort, bis man an einen Tisch geführt wird. Aber auch, wenn kein Schild zu sehen ist, sollte man einen Moment warten, bis jemand kommt, der einen an einen Tisch führt (oder sagt, dass man sich setzen kann, wo man möchte). Hintergrund ist offenbar eine gleichmäßige Verteilung der Gäste auf die Kellner, die überwiegend vom Trinkgeld (20%) leben. Die Bedienung stellt sich mit Namen vor, z.B. so: "Hi, how are you. I am Jenny and I am your server tonight."                                                                      Oft wird unaufgefordert ein Glas oder ein Krug mit Eiswasser serviert - eine Sitte aus alten Zeiten, als Menschen und Tieren nach langer Reise auf staubigen Straßen erst einmal Wasser gegen den größten Durst gereicht wurde.So gut wie alle Restaurants schenken Softdrinks nach, man bezahlt nur für das erste Glas (im Diner bekommt man soviel Kaffee nachgeschenkt, wie man möchte).

Beim Essen wird nur die Gabel benutzt, nachdem man alles in mundgerechte Stücke zerteilt hat. Die andere Hand liegt im Schoß oder neben dem Teller auf dem Tisch - Ebenfalls ein Relikt aus den Tagen des "Wilden Westens", als man immer eine Hand am Colt hatte :D. Sich nicht aufgegessenes Essen für Zuhause einpacken zu lassen, gilt als völlig normal.

Bunt draußen ... VW Bully drinnen

Bunt draußen...                                            VW Bully drinnen (der steht da wirklich mitten im Lokal)

Das Essen im Restaurant dient hierzulande mehr der Nahrungsaufnahme als dem zwanglosen Beisammensein mit Essen und stundenlangem Sitzen hinterher. Nach dem Essen wird man gefragt, ob man noch ein Dessert oder Getränk haben möchte, dann wird zügig die Rechnung gebracht. Zum Plaudern und Trinken bleibt man nicht am Tisch sitzen, sondern geht an die Bar. Schade eigentlich, ich finde gerade diese europäische Um-den-Tisch-sitzen-und-essen-und-klönen-und-trinken-und-klönen-undsoweiter sehr angenehm. (Werner:) Wenn das Lokal nicht voll ist, bekommt man den Hinweis, dass man sich Zeit lassen kann, bevor man geht.

Auto fahren

Gewöhnungsbedürftig ist, dass man hier rechts überholt wird auch rechts überholen darf. Die Straßen sind breiter als in Deutschland, oft vierspurig, und insgesamt wird gelassener, ruhiger gefahren. Die Ampeln hängen direkt über der Kreuzung. Angenehm ist, dass vorher angezeigt wird, welche Straße als nächstes kreuzt. Auch wird an jeder Kreuzung der Straßenname der Straße, die man kreuzt, angezeigt.

          Beneva Road an der nächsten Ampel

So muss man nicht mühsam nach versteckt angebrachten Straßenschildern suchen. Naja, in Navi-Zeiten ist das wahrscheinlich nicht mehr so wichtig. Rechtsabbiegen ist in der Regel auch bei roter Ampel erlaubt.

Unser Feriencondo liegt in einer Apartmentanlage in der Nähe einer siebenspurigen Straße. Um zu "unserem" Supermarkt zu gelangen, müssen wir sie überqueren, und das gelingt erstaunlicherweise gut, sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto. Die mittlere Spur ist für beide Fahrtrichtungen zum Abbiegen und zum Einfädeln benutzbar, und der Fußgänger kann dort einen Stop einlegen, wenn die anderen Fahrbahnen nicht frei sind. Sehr praktisch.

Ich habe übrigens gleich bei meiner ersten Fahrt auf amerikanischem Boden zwei Vollbremsungen hingelegt. Unser Mietwagen hat, wie fast alle Autos hier, ein Automatikgetriebe. Man muss also nur Gas geben und bremsen, der linke Fuß hat Pause. Leider habe ich ganz automatisch die Kupplung treten wollen - und bin in Ermangelung einer solchen voll auf die Bremse gestiegen.                              Manchmal gibt es Kreuzungen mit Stopschildern an jeder einmündenden Straße. Dort gilt das Prinzip "Wer zuerst kommt, darf zuerst wieder losfahren." Es zwingt alle zu Aufmerksamkeit und klappt super. Wenn ein Schulbus Blinklichter eingeschaltet hat, darf niemand überholen. Auch nicht, wenn der Bus steht. Niemand verletzt diese Regel. An Baustellen, ob auf Autobahnen oder in der Stadt gibt es häufig keine besonderen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Allerdings weisen Schilder darauf hin, dass bei Geschwindigkeitsübertretung doppelt hohe Strafen fällig werden, wenn auf einer Baustelle Arbeiter tätig sind. Ansonsten ist der Schilderwald so groß wie bei uns, wenn nicht größer.                               (Werner:) Übrigens, in Teilen der USA waren schon 1974 Abgaskatalysatoren (damals noch ungeregelt) vorgeschrieben. Bei uns begann die Einführung von Kats 1984, ab 1989 wurden sie Pflicht.

Autos fahren, Vögel fliegen, und an den Straßen sieht man auch Schilder wie diese:

Birding Trail

Der Great Florida Birding Trail ist ein floridaweit fast 500 Orte umspannendes Netz, in denen die Lebensräume der Vögel (514 Arten) geschützt werden. Es umfasst Vogelbeobachtung, Umweltschutz und Ökotourismus.

Wäsche waschen

Das Waschen hier erinnert mich an Waschtröge aus alten Zeiten, als man die Wäsche einfach in heißem Wasser versenkte und dann rührte, bis der Arm lahm war. Die Waschmaschine ist ein schlichter Metallkasten. Wenn man den Deckel öffnet, sieht man in ein Loch, in dessen Mitte eine Art Quirl sitzt.

Waschmaschine und Trockner               Waschmaschine von innen

Wäsche 'rein, Waschmittel draufstreuen/-gießen, Deckel zu, Kalt/Mittel/Heiß wählen und los geht es. Und was soll ich sagen? Sie wäscht! Sie wäscht leise! Sie wäscht schnell! Und das Beste: Die Wäsche wird sauber! - ganz ohne Feuchtemessung-2,5-Stunden-Schonprogramm-Thermo-Trommel-Schaumregulierung-Wellness-Outdoor-Silk-Wolle-Gardinen-Dosierung-Flüster-iQdrive-Motor und was es nicht sonst noch alles so gibt für das perfekte Waschvergnügen …

Lichtschalter

Die Lichtschalter sind auch gewöhnungsbedürftig. Man sucht sie am Kabel - nichts ist zu finden. Man sucht sie am Lampenfuß - auch nichts. Man tastet sich zur Glühlampenfassung hoch (sehen kann man ja nichts, es ist ja dunkel, oder der Schirm ist davor) - und wenn man lange genug 'rumsucht und es nicht gerade ein Heute-gelingt-mir-gar-nichts-Tag ist, ertastet man irgendwann eine Art Nagel mit einem Rädchen am Ende, an dem man zum Ein- und Ausschalten drehen muss - immer in dieselbe Richtung.

Ach ja, und zu guter Letzt: Sich in der Öffentlichkeit die Nase zu putzen ist absolut verpönt, ebenso das Aufhängen von Wäsche (auch Badetücher) auf dem Balkon.

Mehr von uns, Land und Leuten und auch zur Condo-Suche demnächst - die Luft ist noch immer voller Champagner, aber wir sind inzwischen voll akklimatisiert und bewahren einen kühlen Kopf. :D

Es grüßen (wir hören von Ferne das Herbstlaub bei euch rascheln)

die Floristen

 

"You never know until you try" Condo-Suche und Alltägliches

Dienstag, 28.10.2014

Nach all den "Trockenübungen" zuhause - siehe Eintrag In Hamburg sagt man Tschuess - sind wir hierher geflogen, um im wahrsten Sinne des Wortes zu "sehen", ob die Realität mit unseren Vorstellungen und Wünschen vereinbar ist. Dafür hatten wir fünf Wochen angesetzt.

- Fünf Orte (Bradenton, Sarasota, Port Charlotte, Fort Myers und Cape Coral) hatten wir für unsere Condo-Suche auserkoren, die letzten beiden kannten wir gut von früheren Besuchen.

- Mit drei Maklerinnen, alle deutschsprachig, haben wir Kontakt aufgenommen.

- Ca. vierzig Objekte standen zur Auswahl.

- Port Charlotte schied gleich zu Beginn aus, weil dort außer Golfspielen nichts los war.

- Ca. 15 weitere fielen aus anderen Gründen aus (Lage, Umgebung, Zustand der Wohnanlage, Entscheidungsverzögerungen durch mehrere Gläubiger auf Verkäufer-Seite).

- Ca. 15 haben wir uns angesehen.

- Drei blieben übrig

- Eins fand ich ganz schön - Ort (Cape Coral), Lage - nicht weit zum Yachthafen und zum öffentlichem Strand, zwei Schlafzimmer, Balkon, Küche nicht offen zum Wohnzimmer.

- Das gefiel Werner nicht (weil zu alt und Pool an der Straße)

- Eins fand Werner ganz schön - vor allem die Anlage (sehr gepflegt, Riesenpool, großer Balkon), geräumiges Wohnzimmer und Schlafzimmer.

- Das gefiel mir nicht (Küche offen zum Wohnzimmer, es müffelte irgendwie, es war mir nicht hell genug)

- Für eins haben wir ein Angebot abgegeben und wieder zurückgezogen - siehe Free Birds

- Mit der Entscheidung sind wir noch immer zufrieden. Die Lage war nicht gut genug, und später haben wir erfahren, dass wir einen Mitbewerber hatten, den wir hätten überbieten müssen (wir hätten zwar das Vorrecht gehabt, weil wir die ersten waren, aber bei dem Preis wären wir ausgestiegen). Außerdem wollte der Verkäufer die schönen und charmanten Kleinmöbel, die gerade den Pfiff der Einrichtung ausmachten, nicht mitverkaufen.

- Laut übereinstimmender Aussage der Maklerinnen wird es immer schwieriger, in unserer Preislage etwas Geeignetes zu finden. Der Immobilienmarkt erholt sich zusehends, es werden weit weniger Objekte angeboten als noch vor ein, zwei Jahren. Das, was wir gesehen haben, ist das, was der Markt noch hergibt.

Alles in allem ist es nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Schade, aber wer weiß - manchmal kommt noch etwas, wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet. Alternativ arbeiten wir an Plan B: Zwei, drei weitere Monate hier in Florida stehen dabei auf unserer Wunschliste ganz oben.

Hier noch ein paar Alltäglichkeiten unseres gegenwärtigen Lebens:

- Heute waren 33 Grad Celsius - Die Nächte werden "frisch", d. h. die Klimaanlage (eingestellt auf 25 Grad C) arbeitet nachts nicht mehr.

- Bei Autofahrten ist die Klimaanlage auf voll Power eingestellt, dann wird es um die Füße herum schon mal frisch

Der ungeheizte Pool kühlt durch die niedrigeren Nachttemperaturen ab - es ist jetzt 23:30 h und draußen sind 20 Grad C - und beschert uns Wikinger-Nachkommen tagsüber ein erfrischendes Bad. Die hier Ansässigen gehen allerdings jetzt nicht mal mehr bis zur Taille 'rein

- Man sieht hier deutlich mehr Kinder als bei uns. Und Kinderkrankenhäuser haben bunte Dekorationen an der Fassade

- Hundebesitzer sind hier wie überall auf der Welt - manche sammeln die Häufchen ein, manche nicht.

- Es gibt noch nicht einen einzigen Hinweis auf Weihnachten im Supermarkt unseres Vertrauens.

- Wildfremde Leute sprechen einen hier häufig mal an, einfach so: "Ihre Kette sieht hübsch aus", "Es sitzt sich gemütlich da auf der Bank, oder?" "Ist das nicht ein schöner Tag heute?" "Oh, wo haben Sie das Glas Rotkohl gefunden?" oder einfach: "Hi guys, genießt den Tag." Es bedeutet nichts weiter, aber es zaubert ein Lächeln auf's Gesicht und verschönt den Tag ein bisschen.

In Kürze gibt es wieder mehr Fotos. Heute war es etwas textlastig, und als einziges Foto so olle Füße in Sandalen sind ja auch nicht so dolle  :D...

Allerliebste Grüße an euch alle... Wir gehen jetzt ins Bett, und ihr wacht schon bald auf.

Have a nice day and a smile on your face!